Du musst mir heute Abend mal verraten, wie das Panoramafoto entstanden ist.
Das ist kein großes Geheimnis, daher verrate ich sogar öffentlich, was ohnehin in jedem Fotobuch nachzulesen ist.
Man nehme eine Kamera und ein stabiles Stativ. Wichtig: Das Stativ darf keinen Kugelkopf haben, sondern muß sich horizontal wie vertikal justieren lassen, ohne daß eine Verstellung in der Horizontalen eine Veränderung der Vertikalen mit sich bringt, und umgekehrt.
Dann richtet man die Kamera für das erste Foto aus, macht die Aufnahme(n), löst die Stativ-Verriegelung der horizontalen/vertikalen Ebene und richtet die Kamera auf den Ausschnitt aus, der an den ersten angrenzen soll. Dabei ist es wichtig, eine Überlappung mit dem ersten Ausschnitt von ca. 20 % zu erzielen, damit später eine exakte Zusammensetzung der Bilder möglich wird. Diese Schritte wiederholt man so lange, bis das gewünschte Panorama "im Kasten" ist.
Beim hier eingestellten Panorama war die Sache noch etwas komplizierter, weil jeder Teilabschnitt aus fünf deckungsgleichen Aufnahmen besteht. Jeder Ausschnitt wurde dabei mit den Belichtungskorrekturen -2, -1, 0, +1 und +2 EV aufgenommen und mit Photomatix Pro 3 zu einem HDR-Bild zusammengesetzt. Wichtig bei der Aufnahme von HDR-Komponenten: Immer mit Blendenpriorität (Zeitautomatik) arbeiten, weil sich bei der Verwendung der Programm- oder Blendenautomatik für jede Aufnahme eine andere Schärfentiefe ergäbe, womit das HDR-Bild dann insgesamt unscharf/verschwommen aussähe. Bei Kameras, die nur über einen kleinen Bildsensor (1/2,5" o. ä.) verfügen, empfiehlt sich auch, mit fest eingestellten ISO-Werten zu arbeiten, um übermäßiges Bildrauschen zu vermeiden. Und ganz wichtig ist es, mit den Reglern der HDR-Software behutsam umzugehen, weil die Bilder sonst leicht einen sehr unnatürlichen/künstlichen Effekt erhalten.
Anschließend wurden die Teilabschnitte (nunmehr als HDR-Bilder in TIFF) mit Photoshop zusammengesetzt, der gewünschte Ausschnitt freigestellt und als TIFF gespeichert. Es gibt aber auch andere Software, die so etwas kann, z. B.
das OpenSource-Programm Hugin. Und
kostenlose HDR-Software gibt es natürlich auch.
Man kann natürlich auch die horizontale und vertikale Panorma-Fotografie kombinieren und so wirklich allumfassende Panoramen erstellen. Es ist nur eine Frage, wie weit man zu gehen bereit ist, denn die Nachbearbeitung setzt einiges an Bereitschaft voraus, Zeit zu investieren. Besonders gilt das, wenn man die ganze Sache in HDR umsetzen möchte, weil hierzu von jedem Teilausschnitt
mindestens drei Aufnahmen (-1, 0, +1 EV) erforderlich sind. Leider unterstützt meine Lumix FZ 18 kein sogen. Auto-Bracketing (automatische Belichtungsreihen) im RAW-Format, sondern nur in JPG. Also war bei allen Bildern des Panoramas sehr viel Handarbeit angesagt, wobei das Ergebnis aber für die Mühe entschädigt, wie ich finde.
(Allerdings rechtfertigt das fehlende RAW-Auto-Bracketing m. E. schon fast die Anschaffung einer DSLR, die so etwas selbstverständlich beherrscht. Ich kann mir nicht helfen, aber in letzter Zeit geistert immer häufiger der Name "Nikon" durch meine Gedanken. Die D60 soll keine schlechte Amateur-DSLR sein, habe ich gelesen...
)
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren.
ZUM THEMA HDR-FOTOGRAFIE
Ich möchte hier noch einmal den Unterschied zwischen einigen der von mir oben vorgestellten HDR-Bilder (einige der Bilder im obigen Beitrag sind aber auch "normale" Fotos
) und den Nicht-HDR-Bildern aufzeigen:
Hier zum Vergleich zwei HDR-Bilder und die entsprechenden "Normalbilder" der nächtlichen Skyline:
HDR
NORMAL
HDR
NORMAL
Deutlich sichtbar wird bei den normalen Aufnahmen, daß nur die mittleren Helligkeitsbereiche richtig belichtet sind, während die hellen Flächen völlig überbelichtet sind, also regelrecht in Licht "ersaufen", wobei alle Details und jegliche Randschärfe verloren gehen. Bei den HDR-Bildern ergibt sich dagegen eine natürliche Helligkeitsverteilung, so wie sie das menschliche Auge auch wahrnimmt, dazu klare, fest umrissene Konturen auch in den hellen Flächen. So bleiben auch Leuchtschriften deutlich besser lesbar.
Aber auch am Tage bringt HDR einige Vorteile. Man betrachte einmal das Panorma, hier wiederum zum Vergleich das Normalbild:
HDR
NORMAL
Auch hier wird es gut sichtbar, wie gleichmäßig beim HDR-Bild die Helligkeit verteilt wird, während beim Normalbild das Wasser deutlich zu schwarz wird und in den Schatten (z. B. unter den Bäumen) fast schon totale Finsternis herrscht, was wiederum nicht dem entspricht, was das Auge wahrnimmt. Auch war der Himmel zum Zeitpunkt der Aufnahme längst nicht so tiefblau wie es in der Normalaufnahme aussieht.
Bei der Aufnahme des "Ministeriums der Liebe" ist ebenfalls deutlich zu sehen, wie bei Normalaufnahmen dunklere Bildpartien regelrecht in Finsternis versinken, während HDR diese Partien richtig belichtet, dabei die hellen Partien aber nicht überbelichtet:
HDR
NORMAL
Bei den folgenden zwei Aufnahmen bringt HDR vor allem eine erheblich realistischere Darstellung des Himmels - zum Zeitpunkt der Aufnahme hatte sich die Sonne nämlich schon wieder hinter die Wolken zurückgezogen.
HDR
NORMAL
So, das soll es an dieser Stelle erst einmal gewesen sein. Es wäre schön, wenn sich noch ein paar Leute zu Wort melden könnten, die tatsächlich fotografieren können und das bereits beherrschen, was ich noch übe.