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HappyDay989

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Donnerstag, 22. Mai 2008, 07:35

Technik innerhalb der Uhr

INHALT DER FAQ:

Hier geht es um

1. Uhrwerke, die in den SINN-Uhren bislang verwendet wurden

2. Stoßsicherungen mechanischer Werke

3. Magnetismus und Magnetfeldschutz

4. AR-Option (Schutzgasbefüllung) und Trockenkapsel

5. Minuten-Zeiger Einstellung

6. Leuchtzeiger

7. Lagersteine

8. Antrieb


Diese FAQ ist beileibe noch nicht vollständig und wird ständig erweitert.
Auch wenn wir uns natürlich alle Mühe geben, nur technisch korrekte Informationen aufzunehmen, können wir aus wohl verständlichen Gründen keine Gewähr für die Fehlerfreiheit und Richtigkeit der hier vermittelten Informationen übernehmen. Zudem werden sämtliche Informationen lediglich für private Zwecke zur Verfügung gestellt; eine gewerbliche Nutzung ist ausdrücklich untersagt.


1. UHRWERKE

Die ETA-Uhrwerke im Überblick (Demontage und Remontage):



hinzugefügt am 17.02.09


Das Kaliber Valjoux 7750:

Hier folgen die wichtigsten Informationen, die wir bisher im Forum zum Chronographen-Kaliber Valjoux 7750 gesammelt haben im Überblick.

Falls jemand noch über Informationen verfügt, die an dieser Stelle nicht fehlen sollten, bitte eine PN an die Moderatoren oder den Admin, damit die Informationen hinzugefügt werden können. Vielen Dank. :)


Das Valjoux 7750 ist das mit Abstand am meisten gebaute (und nachgebaute) mechanische Chronographen-Werk der Welt und wird auch in den allermeisten instrumentellen Chronographen der Firma SINN eingesetzt.

Zitat

Wie ich heute in der neusten Ausgabe des Uhrenmagazins "Chronos" lesen konnte, verdankt die ETA einen ihrer größten Verkaufserfolge, nämlich das von SINN bevorzugt eingesetzte Chronographen-Kaliber Valjoux 7750 eigentlich eher einem Zufall, oder besser: der Starrköpfigkeit und regelrechten Insubordination des Uhrwerk-Konstrukteurs Edmond Capt.

Betrachtet man das Valjoux 7750 mit dem Wissen von heute, so mag man kaum glauben, daß die Geschichte des erfolgreichsten mechanischen Chronographen-Kalibers um ein Haar nach nur zweieinhalb Jahren Produktion in der Schrottpresse geendet hätte...

Dabei hatte eigentlich alles so hoffnungsvoll begonnen. Das 7750 kam 1973 auf den Markt, und es war das erste mechanische Uhrwerk, dessen Konstruktion mit Hilfe von Computerprogrammen zustande gekommen war. Es entwickelte sich zwar nicht zu einem spontanen Bestseller, aber Stückzahlen von ca. 100.000 Einheiten p. a. in den ersten beiden Jahren gaben doch Anlaß zu vorsichtigem Optimismus. Einer der ersten Großkunden war übrigens die Firma Orfina, die für den von Ferdinand Alexander Porsche entworfenen und von ihnen selbst gebauten Chrono I ein preisgünstiges, robustes und zugleich ganggenaues Werk benötigten und es mit dem 7750 auch fanden. Doch es sollte auch für lange Zeit der einzige Großkunde bleiben.

Die "Quarz-Revolution" machte alle Hoffnungen auf weitere Erfolge mit diesem Uhrwerk schnell zunichte. Bereits zweieinhalb Jahre nach Produktionsbeginn war die Nachfrage nach mechanischen Chronographen so sehr gesunken, daß die Firmenleitung der ETA an Capt die Anweisung gab, die Werkzeuge, Maschinen und Teile für das 7750 zu verschrotten. Damit wäre dem 7750 das gleiche traurige Los beschert worden wie so vielen anderen großartigen Kalibern in den 1970ern. Doch ein kleines Wunder geschah: Capt weigerte sich standhaft, "sein Uhrwerk" der endgültigen Vernichtung preiszugeben, lagerte statt dessen alles sorgfältig verpackt ein und hoffte darauf, daß dem 7750 eine Wiedergeburt beschieden sein würde...

Der Rest ist bekanntlich Geschichte: Als um 1983 die Renaissance der mechanischen Uhr einsetzte, waren nur noch sehr wenige Chronographen-Kaliber verfügbar. Da erinnerte man sich bei der ETA an Capts Bravourstück (so schnell können aus Befehlsverweigerern Helden werden) und reaktivierte, was man acht Jahre zuvor hatte wegwerfen wollen. Aufgrund seiner konstruktiven Vorzüge und der verhältnismäßig geringen Stückkosten (z. B. im Vergleich zum Lémania 5100) wurde das Werk in zahlreichen Variationen, als Bi- und Tricompax, mit Wochentags- oder 24-Stunden-Anzeige usw. nunmehr zu einer unvorhergesehenen Erfolgsgeschichte für die ETA. Bei fast allen Herstellern mechanischer Uhren erfreut sich das 7750 großer Beliebtheit.

Sehen wir uns doch z. B. mal an, was Lothar Schmidt, seines Zeichens Geschäftsführer unseres Lieblingsuhren-Herstellers zum Thema 7750 zu sagen hat:


Zitat

Beim 7750 handelt es sich um eine bewährte Konstruktion, ohne negative Überraschungen. Es eignet sich hervorragend für Umbauten und Ergänzungen [...] Darüber hinaus lässt es Spielraum für technologische Weiterentwicklungen wie zum Beispiel die Diapal-Technologie, [...] Zurzeit gibt es kein besseres Werk mit gleich gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. [...]


Und was sagt Edmond Capt, der Schöpfer dieses "Erfolgs-Stoppers" zu seinem Meisterwerk? Nun, obwohl inzwischen in die erweiterte Konzernleitung der Swatch Group aufgestiegen und u. a. auch für die Gesamtleitung von Frédérique Piguet und Nouvelle Lémania (heute die Uhrwerk-Manufaktur der Luxusmarke Breguet!) verantwortlich, sagt nur kurz und bescheiden:

Zitat

Ich habe getan, was man mir als jungem Techniker aufgetragen hat. Nicht mehr und nicht weniger.


(Quelle: Chronos, Heft 2/2008, S. 72-84)


Da bleibt nur eines übrig, das man dazu sagen kann: Danke, Edmond Capt!


PS: Inzwischen ist der Musterschutz für das 7750 abgelaufen, d. h., jeder kann dieses Uhrwerk nunmehr legal nachbauen. Nicht nur die Chinesen und Russen tun dies mittlerweile fleißig, sondern auch Sellita wird mit dem "Kaliber SW 500" einen Nachbau des wohl berühmtesten mechanischen Chronographen-Werks der Welt auf den Markt bringen.



Zitat

Gesichter des 7750? Damit sind die Zifferblätter gemeint, unter denen ein 7750 tickt. Und zwar deren Aufteilung. Ich habe 32 mögliche Kombinationen gefunden, die bereits realisiert wurden. Wenn ihr noch andere kennt, her damit!




Letzte Aktualisierung: 27.09.2010


Zitat

Für alle die wissen wollen wie so eine ETA/Valjoux 7750 "Von innen" aussieht:


Hier gibt's das Original bzw. auch alle anderen Datenblätter zum Download:

https://secure.eta.ch/CSP/DesktopDefault…ndex=3&tabid=28


Zitat

Und wer mal "live" sehen möchte, wie man so ein 7750-Werk nach der Revision wieder zusammenbaut, kann sich mal dieses Video anschauen:


Ich möchte mal das Thema "Ganggenauigkeit" aufnehmen. Ich gehöre zu den "Sekundenfuchsern" (JA,JA ich weiß!) und akzeptiere die ungenaue Regelage (seit Helmut Sinn nicht mehr in der Fa. ist) auch nicht. Hier nun mein Tip: Das 7750 könnt Ihr auf folgende Weise selbst regulieren (hat bei allen 356 von mir sehr gut funktioniert):



Wenn Ihr die Feineinstellung (1) verschiebt, ergibt sich pro Einkerbung ein Vor/Nachgang (je nach Richtung) von ca. 1,5 Sekunden in 24 Std.
Sollte dies nicht ausreichend sein, oder Ihr wollt die Feineinstellung nicht bis zum Anschlag "ausreizen", so könnt Ihr den Hebel 2 mit viel Fingerspitzengefühl entweder nach unten (Nachgang - ) oder nach oben verschieben (Vorgang+). Aber Achtung: 1/10mm verschieben hat ca. 5 Sekunden/24Std. zur Folge.
Ich selbst reguliere zu erst grob und dann an der Feinregulierung. Auf diese Weise habe ich Gangwerte an allen 356 ohne Chronometer-Zeugnis von 0 bis +2 Sekunden/24 Std. und an Chronometer von 0 bis + 0,5 Sekunden/24 Std. erreicht.
Viel Glück!

Ach so: Bevor jetzt jemand auf den Gedanken kommt, daß die Wasserdichtigkeit der Uhr nicht mehr gegeben ist, wenn man sie öffnet,
kann ich euch beruhigen. Bei der Verwendung eines vernünftigen Gehäuseöffners (kein Ebay-China-Billigwerkzeug) hatte ich bei einer Überprüfung nach der Aktion beim Uhrmacher nie Probleme; bei den neuen grünen Dichtungen (Viton glaube ich) sowieso nicht.



Zitat


Die Feinregulierung ist bei allen 7750er Kalibern gleich.
Ich nehme einen Dreipunktöffner von Bergeon und einen entsprechenden Uhrenhalter (siehe Foto). Wenn man nun noch den Gehäusedeckel mit Klebeband abklebt, hat man leidlichen Kratzerschutz, falls man dennoch abrutscht. Daher: NIE FREIHÄNDIG ÖFFNEN, IMMER DIE UHR EINSPANNEN!
Die jüngsten Diskussionen zu Chrono-Zeigern, die nicht in die Nullstellung wollen oder beim Anlaufen "springen", haben mich veranlasst, immer den Hinweis zu geben, dass Arbeiten am Chrono-Mechanismus des 7750 kompliziert sind.

Ich habe hier mal eine etwas genauere Beschreibung, die euch ein wenig die Problematik eines solchen Eingriffes nahebringen soll. Für das "Fachchinesisch" entschuldige ich mich schon mal im Voraus (ich versuche, allgemein verständlich zu bleiben).

Zunächst einmal muss man ein wenig in die Geschichte des 7750. Der hier wichtige Punkt: Das 7750 wurde seinerzeit unter dem Gesichtspunkt der rationellen Konstruktion und der standardisierten Fertigung entworfen. An eine unkomplizierte Reparatur wurde nicht gedacht (oder keine Priorität gesetzt). Die Arbeiten am Uhrwerk für die Komponenten der Zeitanzeige sind ja noch recht harmlos.
Um aber am Chrono-Mechanismus Arbeiten durchzuführen, muss das Werk demontiert werden. Das ist im Grunde noch kein Problem. Da die dann folgende Montage jedoch -nicht wie bei der Herstellung oder Remontage teilautomatisiert- von Hand erfolgt, gibt es fummelige Momente:

Bestes Beispiel ist die Kupplungsfeder in Form einer Mischung aus Büroklammer und den Zangen eines Hirschkäfers. Die Feder sitzt unter der Abdeckplatte und erfüllt (solange sie dort bleibt) die Aufgabe, die Kupplung mit dem Schwingtrieb auf Befehl (Drücker) zu bewegen.
Wurde das Werk zerlegt, bedarf es bei dem Zusammenbau nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch etwas Glück. Man muss nämlich zunächst den unteren Zapfen des Schwingtriebes, das im Werk mit dem Kleinbodenrad im Eingriff steht, in sein schwer zugängliches Lager bugsieren. Noch keine wirkliche Schwierigkeit!
Dann muss die Kupplung (ein dreiarmiger Hebel mit zwei Bohrungen -sieht ein wenig aus wie die Umrisse von Sylt) so eingesetzt werden, dass sie mit ihrer grossen Bohrung auf einem Stutzen der Werkplatte einrastet und in einer kleinen Bohrung den oberen Zapfen des Schwingtriebes aufnimmt. Geht auch noch relativ unproblematisch!
ABER NUN: Die oben erwähnte Feder wird leicht aufgebogen und über die Kupplung und eine rechts davon stehende Anschlagschraube gestülpt; wobei sie natürlich umgehend pflichtgemäss eine "spannende" Wirkung entwickelt. Dabei "hüpft" die Kupplung manchmal ein wenig, was der obere Schwingtriebzapfen gerne dazu nutzt, seinem Lager wieder zu entweichen. Während man nun damit beschäftigt ist, den Zapfen wieder dorthin zu stecken, wo er hingehört, muss die Kupplung bewegt werden, was jetzt die Kupplungsfeder veranlassen kann das Weite zu suchen!
Ist endlich die Montage dieser Teile gelungen, müssen noch Chronographenrad (auf dem die Herznockenscheibe sitzt) und Klinkenrad der Automatik korrekt eingesetzt werden; wobei letzteres durch eine kräftige Feder erschwert wird. Gelingt es nun noch, die Deckplatte aufzusetzen, ohne alles wieder durcheinander zu wirbeln, ist es geschafft.

Ihr seht also, welcher Aufwand hinter einer kleinen Justierung stecken kann. Natürlich hat ein Uhrmacher entsprechende Routine, aber Kupplung und Feder durch eigene Schrauben befestigt, so dass der Schwingtriebzapfen "ausbruchsicher" in seinem Lager säße und extra Lagerbrücken, unter denen sich Chronographenrad und Klinkenrad drehen könnten, wäre auch diesem lieber. Service-freundlich und funktionell, leider aber auch teuer. Zu teuer.

Nachtrag: Ich wollte niemanden zu Tode langweilen. Ich habe nur versucht, die Arbeit, welche notwendig ist, etwas transparenter zu gestalten, damit man eine Vorstellung vom Aufwand bekommt!



Zitat


ich habe mit meiner 144 folgendes Problem, die Stoppstundenanzeige läuft immer,......läßt sich mit der Nullstellung auch wieder zurücksetzen, läuft dann aber wieder los,........fällt besonders nach ein paar Stunden extrem auf.
(die Stoppzeiger stehen alle auf Null, nur die Stunde läuft :cry: )

Kennt jemand vielleicht dieses Problem mit dem Valjoux 7750 ?



Zitat


das war bei älteren 7750 ein öfter auftretender Defekt - ist für den Uhrmacher (oder Sinn) eine Kleinigkeit :wink:
Also ab damit zum Profi :wink:



Zitat

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bilewaz (14.05.2015)

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Donnerstag, 22. Mai 2008, 12:02

Das Kaliber Lemania 5100:

Hier folgen die wichtigsten Informationen im Überblick, die wir bisher im Forum zum Chronographen-Kaliber Lemania 5100 gesammelt haben.

Falls jemand noch über Informationen verfügt, die an dieser Stelle nicht fehlen sollten, bitte eine PN an die Moderatoren oder den Admin, damit die Informationen hinzugefügt werden können. Vielen Dank. :)

Das Lemania 5100 ist bzw. war das einzige jemals von SINN eingesetzte mechanische Chronographen-Werk, das den strengen militärischen Spezifikationen entspricht.


Zitat von »"Robert"«



Zu Lemania Watch Co.:

Die Schweizer Uhren- und Uhrwerkefabrik Lemania wurde 1884 von Alfred Lugrin (1858-1920) gegründet, der seine Fachkenntnisse als Hilfsarbeiter bei Jaeger-LeCoultre in Le Sentier erworben hatte. Wegen der überragenden Qualität seiner Uhrwerke erhielt Lugrin hohe Auszeichnungen und Goldmedaillen bei Ausstellungen 1906 in Mailand und 1914 in Bern. Er hatte sich von Anfang an auf die Fertigung von Chronographen, Stoppuhren und Repetitionsuhren spezialisiert.

Bis zum Jahr 1930 firmierte die Fabrik unter Lugrin S.A., bis Lugrins Schwiegersohn Marius Meylan den Markennamen Lemania Watch Co. mit Sitz in l'Orient etablierte. 1932 schlossen sich Lemania, Omega und Tissot zur SSIH-Gruppe zusammen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Omega entstanden großartige Chronographen Kaliber.

Berühmt wurde das Lemania Kaliber 1873 (Omega Kaliber 861) mit der Omega Speedmaster, die 1962 von der NASA für bemannte Raumflüge qualifiziert wurde und am 21. Juli 1969 Edwin Eugene "Buzz" Aldrin bei seinen ersten Schritten auf dem Mond begleitete (Neil Armstrong war zwar der erste Mann auf dem Mond, aber er war ohne seine Dienstuhr aus der Kapsel gestiegen). Mit dem Aufkommen von elektronischen Uhren in den 1970er Jahren, brachen die Umsätze mit mechanischen Uhren der SSIH-Gruppe massiv ein. 1980 erteilten die Gläubiger-Banken Nicolas Hayek den Auftrag, die Gruppe zu restrukturieren. Im Zuge eines Management-Buy-outs trennte sich Lemania 1981 von der SSIH-Gruppe und änderte seinen Namen in Nouvelle Lemania. 1992 kam die Nouvelle Lemania zur Groupe Horloger Breguet und wurde im Jahr 1999 von der Swatch Group übernommen. Die Lemania-Kaliber werden noch heute in Uhren zahlreicher namhafter Marken verwendet.



Links:


http://www.boley.de/pbilder/explosion/lemania%5Cl5100.pdf

http://watchscape.tempusvivendi.com.br/lemania5100p1.htm

http://www.chronometrie.com/chronomovs/cm03.html

http://home.xnet.com/~cmaddox/nouvelle_lemania_5100.html

http://www.lesmala.net/jean-michel/lemania/index3.htm

http://coldhoon.egloos.com/790618

Die Firma Lemania


Zitat von »"Admin_Shorty"«

Lemania 5100 movement family...

Chuck Maddox über das Lemania 5100

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Donnerstag, 22. Mai 2008, 12:11

Die Kaliber Eta 2824-2 & 2893-2:

Technische Dokumente:

https://secure.eta.ch/CSP/DesktopDefault.aspx?tabindex=3&tabid=28

Zitat von »"Robert"«



http://www.info-uhren.de/technik/filme/automat.htm

http://uhrenliteratur.de/verlag/index/start.htm




Zitat von »"HappyDay989"«


Technische Datenblätter mit Explosionszeichnungen, genauen Teilelisten usw. finden sich bei ETA (oben im Seiten-Menü auf den Punkt "Technische Dokumente" klicken). Das 2824 bzw. 2836 findet sich unter "Mecaline", das 2892, 2893 und die 7750-Familie unter "Mecaline Spécialités".

Und eine recht gute Übersicht über Ebauches und ihre Hersteller findet man bei Stetefeld.



- Austauschwerke für Armbanduhren:

http://www.oblibene.biz/userdata/shopimg/parexo/File/uhrentechnik_057_094.pdf

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Donnerstag, 22. Mai 2008, 12:13

Das Kaliber 6498-1:

Technische Dokumente:

https://secure.eta.ch/CSP/DesktopDefault.aspx?tabindex=3&tabid=28

Zitat von »"Robert"«



http://www.info-uhren.de/technik/filme/mechmon.htm

http://uhrenliteratur.de/verlag/index/start.htm


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Donnerstag, 22. Mai 2008, 12:31

Das Kaliber Lemania 1872:

http://www.chronometrie.com/chronomovs/cm02.html

http://home.watchprosite.com/show-nblog.post/ti-431031/fi-17/

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Donnerstag, 22. Mai 2008, 17:58

Das Kaliber Valjoux 23:

1914 verlangten die in den 1. Weltkrieg involvierten Militärs zuverlässige Armband Chronographen. Nun mussten selbst eidgenössische Mechanik-Spezialisten passen. Hinreichend kleine, bewährte Kaliber standen kaum zur Verfügung. Aber natürlich ließen sich die einschlägig erfahrenen Rohwerkehersteller nicht lange bitten und auch Valjoux machte sich ans Werk. 1916 war das 13-linige Chronographen- Kaliber 23 (Durchmesser 29,33 Millimeter, Höhe 5,85 Millimeter) zur Serienreife gediehen, welches schon bald in den Armbanduhren sehr unterschiedlicher Hersteller tickte. Und das für lange Zeit. Knapp sechzig Jahre währte die Produktion und bis 1974 entstanden gut 125.000 Rohwerke dieses Typs.
Diese Zahl mag auf den ersten Blick recht groß erscheinen - gemessen an der langen Fertigungsdauer ist sie jedoch immens klein. Die herausragende Qualität, die natürlich relativ hohe Abgabepreise und damit kleine Stückzahlen nach sich zog, ergibt sich aus der Tatsache, dass nahezu alle renommierten Uhrenmanufakturen (z.B. Audemars Piguet, Patek Philippe, Rolex, Vacheron Constantin) das klassische Kaliber Valjoux 23 in ihren Chronographen verwendeten. Bei ihm erfolgt die Steuerung der drei Funktionen Start, Stopp und Nullstellung über ein drehbar gelagertes Schaltrad. Spezialisten erkennen die hochwertigen Valjoux- Kaliber übrigens nicht nur am typischen Bild der verschiedenen Hebel, Wippen, Federn und Räder, sondern auch am Schaltrad selbst. Es besitzt gleich neun Säulen und damit mehr als vergleichbare Mitbewerber Produkte.
Dem Chronographen fehlten jedoch kalendarische Indikationen. Die Techniker konnten auf Bewährtes zurückgreifen, nämlich das Valjoux 72 VZH - eine 1938 lancierte Weiterentwicklung des legendären Kalibers 23. Der wesentliche Unterschied bestand in einem zusätzlichen 12-Stunden-Zähler für längere Zeitnahmeintervalle. Der zugehörige Mechanismus befand sich unter dem Zifferblatt und bot genügend Platz für die Addition eines einfachen Vollkalendariums. Gesagt, getan: 1946 wartete Valjoux mit dem neuen, ebenfalls 6,95 mm hohen Kaliber 72C auf, bei dem sich Wochentag und Monat durch kleine Zifferblattausschnitte ablesen lassen. Auf das Datum weist die Spitze eines zentral angeordneten Zeigers. Er verlangt in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen eine Korrektur. Die Monatsanzeige muss immer von weitergeschaltet werden.
Der bot genügend Platz für die Addition eines einfachen Vollkalendariums. Gesagt, getan: 1946 wartete Valjoux mit dem neuen, ebenfalls 6,95 mm hohen Kaliber 72C auf, bei dem sich Wochentag und Monat durch kleine Zifferblattausschnitte ablesen lassen. Auf das Datum weist die Spitze eines zentral angeordneten Zeigers. Er verlangt in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen eine Korrektur. Die Monatsanzeige muss immer von weitergeschaltet werden. Der Chronographen- Mechanismus weist das Kaliber 72C als typisches Valjoux-Produkt aus. Die Verbindung zwischen Uhr und Schaltwerk stellt eine horizontale Räderkupplung her. Die Steuerung der Funktionen übernimmt das bekannte Schaltrad mit neun Säulen. Gefertigt wurden das Kaliber 72 und dessen Derivate bis 1974.
Es gab aber auch Geschäftspartner, welche ihrer Klientel auch preisgünstigere Chronographen anbieten wollten. Die Antwort kam 1946 und hieß 77 ECO. Bei diesem 13-linigen Schaltrad-Kaliber hatten die Uhrmacher die übliche Kupplung durch einen so genannten Schwingtrieb ersetzt. Im 1967 vorgestellten, bis 1973 produzierten Kaliber 7730 ersetzte eine intelligent geformte Schaltkulisse das aufwändige Säulenrad. Dafür besaß es die übliche Räderkupplung. Hiervon leitete Valjoux die 1969 vorgestellte Kaliberfamilie 7733 ab. Das Basiswerk verfügte über 30- oder 45-Minuten-Zähler. Beim 7734 kam eine Datumindikation hinzu, beim 7736 (Durchmesser 31,0 mm und Höhe 7,4 mm) ein 12-Stunden-Zähler. 1978 stellte Valjoux die Produktion dieser Handaufzugwerke ein. Das Automatik-Kaliber 7750 hatte ihnen den Rang abgelaufen. 1974 endete ein bedeutendes Kapitel eidgenössischer Chronographen- Geschichte.

HappyDay989

unregistriert

7

Freitag, 20. Juni 2008, 15:55

Stoßsicherungen mechanischer Werke

2. Stoßsicherungen mechanischer Werke

Zitat von »"Chronometres"«

Ein Beitrag hier im Forum hat mich darauf gebracht, dass viele immer noch glauben, die Stoßsicherung eines Werkes wird durch Lagerung desselben in Gummi oder anderen "federnden" Materialien gewährleistet.

Die Stoßsicherheit eines Werkes definiert sich durch die Lagerung der Unruhzapfen. Diese Zapfen, zu denen sich die Unruhwelle hin verengt, sind besonders dünn. Je dünner die Zapfen, desto weniger Reibung entsteht zwischen Zapfen und Lager. Im Verhältnis dazu ist die Unruh aber relativ schwer, so dass sich hier ein besonders verletzlicher und gefährdeter Schwachpunkt der Uhr befindet. Ein Stoß, ein Aufprall der Uhr genügt, und schon können die Zapfen abbrechen.

Abraham Louis Breguet hat bereits 1790 dieses Problem erkannt und den Zapfen eine Trompetenform gegeben (deswegen nennt man die Unruhzapfen auch heute noch Trompetenzapfen) und die Enden in einem kleinen Deckstein auf einem Federblatt gelagert, so dass sich die Unruh bei einem Stoss in axialer Richtung bewegen kann. Nach dieser Beanspruchung kehrt der Deckstein in seine ursprüngliche Lage zurück und die Uhr läuft unbeschadet weiter. Er nannte diese Erfindung "parachute" (Fallschirm).

Breguets simple Erfindung wurde natürlich bis zum heutigen Tage von vielen Herstellern verbessert, deren Fertigungstoleranzen der Einzelteile einer Stoßsicherung mittlerweile bei 0,003 Millimetern liegen. Die Materialzusammensetzung der Lyrafeder, welche die Decksteine in den Chatons (Futter) hält, ist ebenso geheim wie die Diapal-Materialien bei Sinn. Die Aufgabe der Decksteine, das Öl zu halten, die Lage bei Stössen in alle Richtungen abzufangen usw. haben zu sehr komplexen technischen Lösungen bei einem ganzen Industriezweig der Uhrenindustrie geführt.

Die am häufigsten (95%) anzutreffenden Stoßsicherungen (heutiger Begriff: "parechoc") kommen von der KIF Parechoc SA in Le Sentier und der Incabloc SA in La Chaux de Fonds aus der Schweiz. Für die einzelnen Uhrenhersteller (extreme Belastungen, etc. als Parameter der Hersteller) werden Kleinserien bei diesen Herstellern nach Kundenwunsch gefertigt.

Über das Thema "Werkhalteringe aus Kunststoff/Gummi u.ä. wurde auch mal vor 2-3 Jahren in irgendeiner (ja, ich erinnere mich nicht genau wo!) Uhrenzeitschrift ein interessanter Beitrag gebracht, wo ebenfalls klar dargelegt wurde, dass die erfolgten Versuche keine messbare Verbesserung bei Stößen gebracht haben. Da mir dies bekannt war, habe ich den Artikel nur "quergelesen" und kann mich jetzt nicht mehr erinnern, wo genau dies war.



Zitat von »"eosfan"«

Hier noch ein paar interessante Links zum Thema Stoßsicherung:

http://www.watch-wiki.de/index.php?title=Sto%C3%9Fsicherung
http://www.info-uhren.de/technik/techn/stosssicherung.html

Hier mit Animationen:

http://uhrentechnik.vyskocil.de/45.0.html



Zitat von »"Chronometres"«

Dank "eosfan" findest du beim ersten Link bereits zwei meiner Quellen mit ISBN-Nr. "Das große Uhrenlexikon" und "Breguet: Meisterwerke klassischer Uhrmacherkunst".

HappyDay989

unregistriert

8

Freitag, 20. Juni 2008, 15:57

Magnetismus und Magnetfeldschutz

3. Magnetismus und Magnetfeldschutz

Zitat von »"Marcello"«

Wie gefährlich sind eigentlich Magneten, die einer Armbanduhr zu nahe kommen? Ich habe einen Blackberry, welchen man bei Nichtbenutzung in ein Case einschiebt, welches mit einem starken Magneten versehen ist. Beim Einschieben in dieses Case schaltet sich der Blackberry durch das Näherkommen an den integrierten Magneten aus und bei Wiederentnahme automatisch wieder an. Sehr praktisch. Allerdings mache ich mir Sorgen, was wohl passiert, wenn ich mit meiner (nicht magnetfeldgeschützten) Sinn diesem Magneten zu nahe komme?

Wie gefährlich ist der Magnetismus für meine Sinn (und auch für meine anderen Uhren)?



Zitat von »"Admin_Shorty"«

Hier mal ein Auszug aus dem Technik ABC von Sinn zum Thema:

Antimagnetische Uhren

Uhren, die unter Magnetfeldeinfluss bestimmter Stärke nicht stehen bleiben und deren Gangveränderungen bestimmte Grenzen nach einem Magnetfeldeinfluss nicht überschreiten, dürfen nach DIN "antimagnetisch" genannt werden.

Genauer gesagt gelten gemäß der DIN-Richtlinie 8309 mechanische Kleinuhren dann als antimagnetisch, wenn die Gangveränderung der Uhr nach einem Magnetfeldeinfluss der Stärke von 4.800 A/m (entspricht 6 mT) nicht mehr als +/- 30 Sekunden pro Tag beträgt (Werkdurchmesser größer 20 mm). Während die Uhr einem Magnetfeld dieser Stärke ausgesetzt ist, darf sie außerdem nicht stehen bleiben.

Der Grund dafür, dass mechanische Uhren auf Magnetfelder ansprechen, liegt hauptsächlich in der Verwendung temperaturkompensierender Spiralfedern ( Nivarox, Spiralfeder). Bei Sinn bieten wir bei einigen Modellen einen zusätzlichen Magnetfeldschutz an, der bis zu einer Feldstärke von 80.000 A/m hinreichend abschirmt. Dies übertrifft die DIN-Vorschrift um mehr als das sechzehnfache.


Magnetismus

Antwort Kräfte, die sich im Alltag durch Anziehung bzw. Abstoßung von magnetisierten Gegenständen äußern. Mögliche Störquelle für den Gang einer Uhr.

Magnetfelder kommen in unserer Umwelt immer häufiger vor. Während das Erdmagnetfeld keine Gefahr bedeutet, können Magnetfelder von Lautsprechern, Türschließern, Verschlüssen oder ähnlichem eine mechanische Uhr nachhaltig in ihrem Gang stören. In einer Untersuchung von fast 1000 Uhren, die im Rahmen des hauseigenen Sinn-Kundendienstes durchgeführt wurde, erwiesen sich ca. 60% der Uhren als magnetisiert, davon die Hälfte, also 30%, mit starken Magnetfeldfehlern. Teilweise konnten die Gangfehler allein durch eine Entmagnetisierung behoben werden.

Aus diesem Grund statten wir zunehmend mehr Modelle mit einem Magnetfeldschutz aus.

Die Hauptfehlerquelle für magnetische Beeinträchtigungen des Uhrengangs liegt in einer aufmagnetisierten Nivarox-Spiralfeder, also dem taktgebenden Organ der Uhr. Zwar ist eine Nivarox-Spiralfeder den älteren Stahlfedern im Hinblick auf die Magnetfeldempfindlichkeit weit überlegen, denn Nivarox-Federn sind antimagnetisch laut DIN 8309. Diese Forderung lässt aber im Falle einer Magnetfelddisposition immer noch einen Gangfehler von +/- 30 Sekunden pro Tag zu, was u. a. unverträglich mit Chronometernormen ist.


Magnetfeldschutz

Magnetfelder können mechanische Uhren nachhaltig stören. Dies wurde in hauseigenen Untersuchungen bestätigt. Magnetfeldeinflüsse konnten auch dann vielfach nachgewiesen werden, wenn die Träger sich über keinerlei Kontakt mit Magnetfeldquellen bewusst waren. Infolge der Elektrifizierung unserer Umwelt trifft man im Alltag an zahlreichen Stellen auf solche Quellen. Mit Hilfe weichmagnetischer Werkstoffe und unmagnetischer Bauteile wird bei dem mit gekennzeichneten Uhren ein Magnetfeldschutz bis 80.000 A/m bzw. 1000 Gauß erreicht. Zum Vergleich: Die DIN-Norm für "antimagnetische Uhren" verlangt nur einen Schutz bis 4.800 A/m.



Zitat von »"HappyDay989"«

Die Auswirkungen des (Elektro)magnetismus auf Uhrwerke stellen keine Ja/Nein-Funktion dar. Eine erlaubte Gangabweichung von +/-30 Sekunden in 24 Stunden unter dem Einfluß von Magnetismus bis 6 mT bedeutet nicht, daß bis zu einem Wert von 5,9 mT das Gangverhalten unverändert bleibt, um sich dann schlagartig bei 6,0 mT wahlweise auf +30 oder -30 Sekunden / 24 Std. zu verändern. Der Einfluß von Magnetismus ist schleichend und mit der Zeit magnetisiert sich die Spiralfeder immer stärker.

Das Problem ist eben, daß es heutzutage im Alltagsleben sehr viele Geräte gibt, die elektromagnetische Felder aufbauen, die sich z. T. auch noch überschneiden. Da ist jede Uhr wohl mehr oder weniger regelmäßig solchen Feldern in unterschiedlichster Intensität ausgesetzt. Daher ist auch die Frage danach, wie weit man eine Uhr ins Zentrum eines bestimmten (bekannten) elektromagnetischen Feldes bewegen darf, eigentlich nur mit dem Satz zu beantworten: Das hängt ganz davon ab. ;)

Auch ein erhöhter Magnetfeldschutz ist sicherlich kein Freibrief dafür, sich mit einer so geschützten Uhr am Handgelenk elektromagnetischen Feldern auszusetzen, wie sie z. B. in Starkstromanlagen oder unter Hochspannungsleitungen aufgebaut werden.

Denn neben der Uhrenfeder reagiert auch der menschliche Organismus auf starke Magnetfelder. Während man eine Uhr jedoch wieder entmagnetisieren kann, dürften sich die (wenn auch medizinisch noch nicht gänzlich erforschten) Auswirkungen sehr starker elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Körper nicht so ohne weiteres wieder rückgängig machen lassen.


Nachfolgend mal Beispiele für Elektromagnetismus, der bei dauerhafter Exposition wohl schon zu Gangabweichungen bei einer nicht magnetfeldgeschützten Mechanikuhr führen dürfte:

Die Bildschirmarbeitsplatzverordnung (BildscharbV) empfiehlt an Bildschirmarbeitsplätzen Strahlungswerte für elektromagnetische Strahlung von maximal 0,25 µTesla = 250 nTesla.

Für Hochspannungsleitungen gelten gemäß dem Bundes-Immissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) zurzeit folgende gesetzlich festgelegte maximale Strahlungswerte für elektromagnetische Strahlung für Hochspannungen mit einer Frequenz von 50 Hz:
100 µTesla (Mikrotesla) = 100.000 nTesla (Nanotesla). .



Zitat von »"Crusader"«

Ohne zu tief in die Ingenieurs-Materie eindringen zu können, aber z.B. vor Whiteboard-Magneten und magnetischen Türschließanlagen wird im Zusammenhang mit Uhren immer wieder gewarnt. Nur mal so als anekdotischer Beitrag.

Wir leben in einem elektronischen und magnetischen Zeitalter ... das Problem sind wahrscheinlich nicht die Probleme, die man erkennt, sondern die, die man nicht erkennt.

Sinn hat mal eine Stichprobe von 1000 Uhren im Service auf magnetische Belastung untersucht, und IIRC hatten 50% der Uhren eine magnetisierungsbedingte Gangabweichung. Außer den Sinn-Uhren mit antimagnetischem Innengehäuse natürlich. :D

Persönlich halte ich Magnetfeldschutz für ein alltagstaugliches Feature ähnlich wie Wasserdichtigkeit. 8)



Zitat von »"Mauduru"«

Unterschätzt mir die Stärke von "Haushaltsmagneten" nicht. Wir haben auf der Arbeit mal ein Muster-Namensschilder (für ans Hemd zu machen) bestellt, da waren auch welche mit Magnet dabei und da wurde davor gewarnt, diese als Herzschrittmacher-Träger zu benutzen! Solche Teile haben wahrscheinlich stärkere Auswirkungen auf eine Mechanikuhr als eine Hochspannungsleitung, die sich in 20 m Höhe befindet. Denn:

Zitat von »"bungy3000"«

ich meine mich zu erinnern, dass die magnetische Feldstärke im Quadrat der Entfernung ab-/zunimmt.



Zitat von »"Crusader"«

Zitat von »"Mauduru"«


unterschätzt mir die Stärke von "Haushaltsmagneten" nicht. !


So kenne ich das auch. Gerade Whiteboardmagneten und eletronische Türverschlüsse sind beträchtliche Risokofaktoren.



---------------------------------------------------------------------


Zitat von »"Joe_Martini"«

Ich weiß, dass das Thema schon vielfach diskutiert wurde und dass die Meinung über den Sinn oder Unsinn einer Magnetfeldabschirmung weit auseinander gehen.

Die Mehrheit hält es wohl für technischen "Firlefanz" (zu der Überzeugung war auch ich gekommen - bis heute). Darum habe ich heute die Probe mal aufs Exempel gemacht und mir einen kleinen Kompass gekauft, um zu testen, ob meine Uhren magnetisch sind.

Und was soll ich sagen? Die Nadel hat bei ALLEN Uhren ausgeschlagen, sogar bei meiner UX (allerdings nur ganz wenig). :shock:

Insgesamt war der Ausschlag immer nur sehr gering, aber vorhanden.

Schätze das bedeutet, dass alle meine Uhren magnetisch sind. Aber anscheinend hat das keinen Einfluss auf die Ganggenauigkeit, die ist nämlich bei allen ausnahmslos EXTREM gut, Abweichung 1-3 sec/d.

Wie passt das zusammen? Muss ich mir jetzt doch ein Entmagnetisiergerät kaufen? Falls ja, könnt ihr ein vollautomatisches, das nicht allzu teuer ist, empfehlen?



Zitat von »"HappyDay989"«

Ich versuche jetzt mal, meine verstaubten Kenntnisse aus dem Physikunterricht wieder auszugraben und hoffe, daß ich mich bei den folgenden Zeilen nicht zum "Vollpfosten des Monats" mache. ;)

Wenn ich mich recht erinnere, dann ist es die Kompaßnadel, die magnetisch ist. Die Uhrengehäuse bestehen aus einer ferrithaltiger* Metallegierung (316 L oder 904 L) und beeinflußen durch ihren Eisengehalt das Magnetfeld der Kompaßnadel.

Bei der U-Serie bestehen die Gehäuse aus praktisch ferritfreiem* U-Boot-Stahl, daher wird selbst das äußerst empfindliche Magnetfeld einer Kompaßnadel nicht merklich beeinflußt. Genau dieses amagnetische Verhalten des U-Boot-Stahls ist es, was U-Boote aus solchem Stahl praktisch nicht mehr ortbar macht, wenn sich die Boote erst einmal unter der Wasseroberfläche befinden.

Mit einer Magnetisierung des Uhrwerks (genauer: der Feder) hat das m. W. alles nichts zu tun. Eine Magnetisierung der Feder wird auf jeden Fall das Gangverhalten der Uhr beeinflußen, und zwar deutlich messbar.

---
* Ferrit = eisenhaltiges Metall



Zitat von »"HappyDay989"«

Zitat von »"Joe_Martini"«


Habe ich Dich richtig verstanden: Jedes ferrithaltige Metall beeinflusst ein Magnetfeld. Das bedeutet aber nicht, dass das Metall selbst magnetisch ist.


316 L und 904 L sind aufgrund ihres sogenannten Delta-Ferrit-Gehaltes in sehr geringem Maße durchaus magnetisierbar, U-Boot-Stahl dagegen praktisch nicht mehr. Daher können die Delta-Ferrite im 316 L und 904 L Magnetfelder magnetische Wechselwirkungen verursachen, U-Boot-Stahl dagegen nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ferrite


Zitat von »"Joe_Martini"«


Also kann man aus der Tatsache, dass ein Uhrengehäuse eine Kompassnadel beeinflusst schon gleich gar nicht schliessen, dass die Unruh magnetisiert wäre.


Die Unruh ohnehin nicht, denn sie besteht aus Berylliumbronze. Magnetisierbar ist nur die Spiralfeder aus ferrithaltigem Nivarox. Aber ob diese magnetisiert ist, läßt sich nur feststellen, wenn man das Werk ausschalt.

Lies mal http://www.sinn.de/LEXIKON/technologie.htm den Eintrag "Nivarox", da wird eigentlich die gesamte Uhrfeder-Problematik deutlich: Gleichzeitige Unempfindlichkeit gegen Temperaturschwankungen, dauerhaft gleichbleibende Elastizität und höchstmögliche Unempfindlichkeit gegen (elektro)magnetische Einflüße gibt es nicht.* Und da man die Feder leichter vor äußeren magnetischen Einflüßen schützen kann als vor Temperaturschwankungen oder altersbedingten Materialermüdungen, fällt der "Kompromiß" bei Nivarox sehr einseitig zu Ungunsten der magnetischen Unempfindlichkeit aus.


Zitat von »"Joe_Martini"«


Mit anderen Worten: Der Test ist Schwachsinn. Ich meine, ich hätte in einem Buch über die Reparatur von Uhren gelesen, dass man so überprüfen könne, ob die Uhr magnetisiert war. Aber wahrscheinlich nur im ausgebauten Zustand, ohne das Gehäuse.... :roll:


So ist es.


Zitat von »"Joe_Martini"«


Ach ja, noch was: Seltsamerweise war der Ausschlag bei meiner Titan-Uhr (W2) am stärksten. Titan enthält aber doch gar kein Ferrit. Oder sollte es etwa eine Titan-Eisen-Legierung sein? Gibt´s sowas überhaupt? :help:


Lies dies und verstehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Titan_%28Element%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Titaneisen :D

"Titan" in reiner Form kommt auf der Erde praktisch nicht vor, sondern wird i. d. R. aus Titaneisen gewonnen. Auch sogenanntes "Reintitan" ist eben nicht garantiert 100 % reines Titan, sondern je nach Gütegrad (je reiner desto teurer!) mehr oder weniger stark mit Ferrit verunreinigt.



---
* Bei einer brandneuen Entwicklung von Rolex, die erstmalig in der GMT Master II, der Milgauss (neue Modelle) und der Yachtmaster II Verwendung findet, nämlich der sogenannten Parachrom-Spirale, ist eine höchstmögliche Unempfindlichkeit gegen Magnetfelder gegeben. (Und "nebenbei" auch eine zehnfach höhere Unempfindlichkeit gegen Stöße als bei konventionellen Nivarox-Federn.)

Ganz kurz auf Deutsch:
http://blog.uhren-links.de/2007/10/08/di…erder-von-rolex

Detailliert und lesenswert dazu auf Englisch:
http://www.timezone.com/library/extras/200708222443



Zitat von »"gerry56"«

Zitat von »"gewaltschrauber"«

Als Laie verstehe ich unter 'Antimagnetisch' wenn sich das Metall neutral zu Magneten verhält, also weder Magnete anzieht oder abstösst. Da die Kompassnadel leicht magnetisch ist dürfte sie nicht ausschlagen.


Genau da liegt das Mißverständnis.

"Antimagnetisch" bedeutet im Zusammenhang mit mechanischen Kleinuhren nicht etwa, das sie von Magneten nicht angezogen werden können, sondern dass sich ihr Gangverhalten unter dem Einfluss einer definierten maximalen Magnetfeldstärker noch innerhalb einer bestimmten Range bewegt. Das Ganze ist in der DIN 8309 festgehalten.

Konkret bedeutet das , dass eine Uhr nach einem Magnetfeldeinfluss von 4.800A/m keine größere Gangabweichung als +-30 Sekunden/Tag haben darf. Unter dem Einfluss dieser Stärke darf sie auch nicht stehen bleiben.

Beim Begriff "Antimagnetisch" geht es also um Toleranzen bzw. Grenzwerte im Hinblick auf das Gangverhalten von Uhren unter dem Einfluss von Magnetfeldern.

Der erhöhte Magnetfeldschutz, wie er von Sinn in bestimmten Modellen zum Einsatz kommt, besagt nichts anderes, als dass die Uhr eine Abschirmung gegen stärkere Magnetfelder erhalten hat - nämlich 80.000A/m.



Zitat von »"HappyDay989"«


Zitat von »"gewaltschrauber"«

Als Laie verstehe ich unter 'Antimagnetisch' wenn sich das Metall neutral zu Magneten verhält, also weder Magnete anzieht oder abstösst.


Was Du beschreibst, Lorenz, nennt man amagnetisch. ;)

Antimagnetisch ist alles, was Schutz vor den Auswirkungen von Magnetfeldern bietet. Selbst eine Nivarox-Spirale ist antimagnetisch, d. h., bis zu einer Magnetfeldstärke von 4.800 A/m wird sie in ihrer Funktion nicht so eingeschränkt, daß sie die vorgeschriebenen DIN-Werte (max. 30 Sek. Abweichung/24 Std.) nicht mehr einhalten kann.

Das Problem ist, ebenfalls laienhaft ausgedrückt, daß es nur wenige Stahllegierungen gibt, die völlig amagnetisch sind (technisch gesprochen: die praktisch keinerlei Delta-Ferrite enthalten und daher keine Wechselwirkung zu Magnetfeldern aufbauen). 316 L und 904 L gehören nicht zu den völlig amagnetischen Materialien, wiewohl siesie trotz ihres Eisengehaltes im klassischen Sinn nicht als ferromagnetische Materialien gelten (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Austenit).

Weicheisen ist - im Gegensatz zu Austeniten - ferromagnetisch, d. h., es tritt in eine deutliche Wechselwirkung mit Magnetfeldern. Als sogenanntes weichmagnetisches Material bleibt es aber nur solange magnetisiert, wie von außen ein Magnet auf das Material einwirkt. Gleichzeitig schirmt das Weicheisen seinen "Innenraum" vor Magnetismus wirkungsvoll ab. Dies macht man sich z. B. zunutze, indem man ein Uhrwerk bzw. die hartmagnetische, d. h., dauerhaft magnetisierbare Nivarox-Spirale mit einem weichmagnetischen Gehäuse schützt. SINN verwendet Zifferblätter, Gehäuseböden und Werkhalteringe aus Weicheisen bei allen Uhren mit Magnetfeldschutz.


Zitat von »"gewaltschrauber"«


Da die Kompassnadel leicht magnetisch ist dürfte sie nicht ausschlagen. Dies tut sie aber bei meiner 144 GMT, jedoch nicht bei der 157 und der Vostok. Kann es auch daran liegen, dass die 144er einen Glasboden hat?


So sieht es aus.


Zitat von »"gewaltschrauber"«


Ehrlich gesagt traue ich mich nicht mal mit einem stärkeren Magneten an die Uhr zu gehen um festzustellen ob man die Unruh zum Stillstand bringt.


Darauf solltest Du auch wirklich verzichten, denn die Nivarox-Spirale würde ein solches Vorgehen übelnehmen. :roll:


Das größte Problem beim Verständnis von Magnetismus scheint m. E. zu sein, daß die meisten Leute sich die Auswirkungen von Magnetfeldern wie einen Lichtschalter vorstellen: Magnetismus liegt an oder eben nicht. Genau das stimmt aber nicht. Die Auswirkungen des Magnetismus lassen sich nicht auf Ja/Nein reduzieren. Eine Spirale wird nicht entweder komplett oder gar nicht magnetisiert. Ganz salopp: "Ein bißchen schwanger" gibt's zwar nicht, aber "ein bißchen magnetisiert" schon. ;)

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Freitag, 20. Juni 2008, 16:00

AR-Option (Schutzgasbefüllung) und Trockenkapsel

AR-Option (Schutzgasbefüllung) und Trockenkapsel

Zitat von »"bungy3000"«

Manche Modelle werden serienmäßig mit Argon gefüllt, bei anderen wird es von Sinn als Option angeboten. Sind zur Befüllung der Uhr mit Argon am Gehäuse Modifikationen vorzunehmen oder kann jede Uhr mit AR gefüllt werden?


Zitat von »"TM"«

Allerdings haben wohl alle Argon-gefüllten Uhren auch die Trockenkapsel; andere Uhren hingegen kommen alleine mit der Kapsel aus, ohne Argon. Alles klar :wink:


Zitat von »"ICEMAN"«

In der Kapsel befinden sich Kupfersulfat in kristalliener Form.
Die Uhren können zusätzlich mit Ar gefüllt sein (siehe z. B. U2) oder auch nicht.Siehe (z. B 900)


Zitat von »"Robert"«


- die Viton- Dichtung hat im Zusammenhang mit dem Argon oder der Kapsel nichts zu tun. Sie wird bei jedem Modell von Sinn eingebaut, wie z. B. selbst bei der 103 Sa.

- das Argon ist meist eine zusätzliche Option zur Trockenhaltetechnik, entweder gegen Aufpreis oder serienmäßig zu manchen Modellen beinhaltet.
Das heißt, dass wie z.B. bei der 142Ti eine Schlitzschraube die Öffnung für die Trockenkapsel verschließt. Beim Nachrüsten wird dann auf Kundenwunsch diese Schlitzschraube entfernt, die Uhr mit Argon gefüllt und mit der Trockenkapsel verschlossen. ABER!: Nur mit Verbindung eines neuen Ziffernblattes mit der Aufschrift "Ar", dass dann darauf hinweist. (Werk raus, ZB und Zeiger neu setzen= Mehrpreis).

- es gibt auch Sinn- Uhren ohne Argonfüllung, aber mit Trockenkapsel

- Nicht jede Uhr kann mit AR gefüllt werden: Mir wurde berichtet, dass nachträgliche Bohrungen und Arbeiten an Gehäusen für herkömmliche Modelle zur Aufrüstung mal gemacht wurden, aber der hohe Aufwand mit den nicht gerade guten Erfahrungen dazu führten, dies nicht mehr durchzuführen.

Zitat von »"Robert"«


Backofen für die Trockenkapseln u. U1/U2- Gehäuse der vorher eingeklebten Saphirglässer der Taucheruhren



Die Trockenkapseln...



...und das Kupfersulfatpulver



Hier werden die Uhren mit Argon befüllt



____________________________
4.12.09

Befüllung mit Schutzgas:
Die ganze Uhr wird mit der Öffnung nach oben in die Befüllanlage gebracht. Die Luft wird abgesaugt, das Gas wird eingeblasen, der Deckel wird geöffnet (das Gas ist schwerer als Luft) und die Öffnung der Kupfersulfatkapsel in der Uhr wird verschlossen.

Zitat von »Chronometres«

Wie das bei der U2 funktioniert?

Zitat von »Spencer«


Ich habe mal bei Sinn nachgefragt:
"Das Modell U2 hat bei 6 Uhr eine Verschraubung, über die die Uhr mit Schutzgas gefüllt wird."


Alle Uhren mit Trockenkapsel lassen sich , auch nachträglich, mit Schutzgas befüllen. Vorher muss allerdings eine Regelage erfolgen, denn das Schutzgas ist schwerer als Luft und bietet dem Werk, bzw. vor allem der Unruh, höheren Wiederstand. Der Gang der Uhr muss auf ca. 8-10 Sekunden /24h Vorgang eingeruliert werden, dann geht die Uhr nach Gasbefüllung in etwa genau (laut Aussage Sinn Depot).

Übrigens:

Zitat von »selespeed«


Ich frage mich immer, ob das Argon auch wirklich drin bleibt... 8|
Wasserdicht heisst noch lange nicht gasdicht :pinch:

Zitat von »Spencer«


Da die Uhren eine recht hohe Druckfestigkeit aufweisen (10-200 bar) und auch allesamt unterdrucksicher sind müsste das Gas schon von alleine einen enorm hohen Druck aufbauen um nach außen zu entweichen. Das Gas bleibt also drin, keine Sorge! :)


08.12.09

Verwendetes Schutzgas
Die Technik der Schutzgasbefüllung (AR-Option) wurde seit seiner Einführung kontinuierlich weiterentwickelt. Anfangs verwendete man Argon, später wurde eine Gasmischung eingesetzt. Mittlerweile wird reiner Stickstoff verwendet, da es sich als noch vorteilhafter erwiesen habe. So könne jetzt einige Depots (bei SINN kann angefragt werden, welche das sind) ebenfalls Schutzgasbefüllungen vornehmen; damit entfällt der Zwang, ein Uhr mit AR-Option zum Hersteller zurücksenden zu müssen, weil nur der das Schutzgas auffüllen konnte.

Und so sieht ein solches Schutzgasbefüllungsgerät aus:





(Beide Fotos zeigen das Gerät vor dem Einbau, also noch ohne die angeschlossene Schutzgasflasche)

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Montag, 23. Juni 2008, 22:19

Minutenzeiger-Einstellung

5. Genaue Einstellung des Minutenzeigers


Ich möchte meinen ersten Beitrag als frisch gebackener Moderator mit einem Phänomen beginnen, dass ihr sicher viele von euch schon mal an der eigenen Uhr beobachten konntet: Das vermeintliche Eigenleben des Minutenzeigers.
Wenn man zum Einstellen der Uhr die Krone zieht und den Sekundenzeiger auf Pos. 60 anhält um dann den Minutenzeiger exakt auf der Markierung des Zifferblattes zu positionieren, passiert es schon mal, dass dieser sich nach einigen Minuten irgendwo zwischen den Markierungen befindet, obwohl der Sekundenzeiger exakt auf der 60 positioniert ist. Dies geschieht häufig beim 7750, selten beim 2824-2. Da ich ja nun zu den Querulanten (Lupenträger mit Genauigkeitstick) gehöre, habe ich dies immer als enorm nervend empfunden. Falls es unter euch ebenfalls jemanden gibt, den das stört, hier ist die Lösung:

Diese "Ungenauigkeit" resultiert daraus, dass sich diese Zeiger (im Gegensatz zum Sekundenzeiger) mit Hilfe der Stellräder, welche die Verbindung zur Aufzugswelle herstellen, verstellen lassen. Klingt im ersten Moment dämlich, ist aber tatsächlich die Ursache, da der Minutenzeiger auf einem Viertelrohr (Minutenrohr) sitzt. Dieses Minutenrohr ist auf der Welle des Minutenrades drehbar, damit man die Uhr einstellen kann. Die Stell-Räder haben im Vergleich zum restlichen Räderwerk eine recht grobe Verzahnung, dadurch ist die Zahnluft (das Spiel zwischen den einzelnen Zahnrädern) entsprechend gross und es entsteht eine "verspätete" Mitnahme nach dem Hereindrücken der Krone.

Wie kann man dem entgegen Wirken? Dies gelingt mit viel Fingerspitzengefühl, in dem man den Minutenzeiger auf ca. 20 Sekunden vorstellt (Erfahrungswert beim 7750), während der Sekundenzeiger genau auf der 60 ist. Nach ein paar Minuten laufen nun der Minuten- und der Sekundenzeiger syncron auf den Markierungen des Zifferblattes.
Sollte dies nur in Teilen geschehen (z.B. der Sekundenzeiger ist um 18.00h genau auf der 60 und der Minutenzeiger ebenfalls genau auf der 12, um 18.20 ist der ist der Sekundenzeiger auf der 60 und der Minutenzeiger nicht genau auf der Markierung), so ist das Zifferblatt in der Mittelbohrung für die Zentralzeiger nicht exakt zentrisch gebohrt. Dann nutzt auch kein Fingerspitzengefühl! Ist mir aber bei Sinn-Uhren (Dank der hier herrschenden guten Qualität) noch nie passiert.

Zitat von »"Robert"«

Hallo Gero,

da ich ein wenig pingelig bin und zu den Querulanten gehöre, ist mir dies mehr bei meiner 103 St und der U1 aufgefallen und hatte das "Zeigerspiel" auch gegenüber der 103 schon mal erwähnt.
Wenn man (so wie ich) will, dass zur exakt vollen Minute, der Minutenzeiger auch auf dem Index stehen soll, ist es schon manchmal nervig die richtige Position zu finden, oder erfordert eben dann eine nochmalige (oder zwei,... :wink: ) Korrektur.

Ich drehe daher etwas weiter und wieder zum "Anschlag" zurück, dass dann aber meist beim Hereindrücken der Krone passt.

Die zweite Sache mit dem Ziffernblatt und der Mittelbohrung ist mir bei meinen Uhren nur bei der U1 aufgefallen, dass aber wirklich absolut minimal ist.


Gruß

Robert
Gruß Gero

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Montag, 23. Juni 2008, 22:39

Leuchtzeiger

6. Leuchtzeiger

Den ersten Einsatz an Uhren von Zinksulfid, welches mit Radium angereichert war und daher ständig leuchtete, war die Idee von Ernest Lipmann (LIP Uhrenfabrik in Besancon). Das war um 1902 (Die LIP-Uhr wurde durch ihr Design in den 70ern bekannt -Plastikuhr mit kugelförmigen Drückern-).
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Radium durch Tritium ersetzt. Tritium ist die überschwere, sehr schwach radioaktive Form des Wasserstoffs. Wenn es zu Helium zerfällt, emittiert Tritium keine Gammastrahlen, sondern lediglich Elektronen geringer Energie. Zinksulfidpulver mit tritiumhaltigem Polystyrol-Lack gemischt war bis zu dem "Verbot für radioaktive Leuchtmittel für nicht-militärische Anwendungen" in vielen Ländern der verwendete Leuchtstoff für Zeiger und Zifferblätter. Die amerikanischen "Traser" Uhren verwenden in der heutigen Zeit eine Tritium Gaslichtquelle. Diese Technik beruht auf Glasröhrchen, deren Innenfläche mit kobalt- oder kupferdotiertem Zinksulfid beschichtet ist und mit tritiumhaltigen Gas gefüllt sind. Sie geben ein hundertmal stärkeres Licht ab, als gewöhnliche Leuchtstoffe und fallen nicht unter das o. a. Verbot.

Superluminova wurde in den 60ern, im Zuge der Leuchtstoff-Forschung für Bildschirmröhren, entdeckt. Es handelte sich um das mit Spuren des Seltenerdmetalls Europium dotierte Strontiumaluminat, welches man zusätzlich mit Dysprosium dotierte. Es handelt sich salopp ausgedrückt um ein Energie (in Form von Licht)- Speichermetall, welches "aufgenommenes" Sonnenlicht (heute auch Kunstlicht) langsam wieder abgibt.
Strontiumaluminat-Leuchtpigmente wurden ursprünglich von der Schweizer Firma RC Tritec AG unter dem Namen "SuperLite" hergestellt und erstmals 1993 in Swatch-Uhren eingesetzt. 1994 wurde erstmals von Seiko "Lumibrite" (Patent von Nemoto), ein Nachfolgeprodukt des in Japan verbreiteten Leuchtmittels Promethium 147 (Tritium wurde in Japan nicht sehr geschätzt, da es der Zünder für Wasserstoffbomben ist und diese für den Tod vieler japanischer Fischer im Rahmen der amerikanischen Tests im Pazifik verantwortlich ist).

Aus "SuperLite" und "Lumibrit" wurde 1998 durch den Zusammenschluss von Tritec und Nemoto zur Lumi-Nova AG das Produkt "Super-Luminova".
welches bis zum heutigen Tage so weit verbessert wurde, dass es auch von Kunstlicht anstatt Sonnenlicht aufgeladen wird, die Farbe des emittierten Lichts kann grünlich oder bläulich sein und die Farben des Leuchtstoffes können seit 2007 von Weiß über den ganzen Regenbogen bis Schwarz (z.B. bei Hublot Big Bang All Black) gewählt werden.

Lt. ISO-Norm wird für Zifferblätter eine Lichtstärke von 36 nCd (Nanocandela pro Quadratmillimeter) und für Zeiger 10 nCd gefordert.
Ein mit Sonnenlicht aufgeladenes Superluminova ist Anfangs heller als Tritium und sinkt innerhalb von 2 Stunden auf Tritium-Intensität und nach weiteren 6 Stunden auf 7 nCd (sichtbare Grenze für das menschliche Auge: 3,2 nCd). Diese Werte werden jedoch bei Uhren nicht so umgesetzt,
da hier die Schichtdicke und beschichtete Fläche je nach Hersteller variiert.
Dies erklärt auch die unterschiedlichen Nachleucht-Eigenschaften der verschiedenen Uhrenmodelle.

Dies alles lässt sich im Internet (Stichworte Tritec und Nemoto usw.) sowie in Chronos Sonderausgabe Sportuhren 2007 nachlesen. Da nicht jeder über diese Quelle verfügt, habe ich etwas ausführlicher geantwortet.



__________________________________________________________________________________
Ausführliche Erweiterung zu Leuchtmassen

Zitat


Hinweis:
Im folgenden Beitrag genannte Markennamen und Bezeichnungen sind Eigentum der genannten Firmen und rechtlich geschützt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit der beschriebenen Leuchtmittel!
Es handelt sich zum Großteil um Informationen zu Leuchtmitteln vom Hersteller Fa. LUMINOVA AG (RC Tritec AG) aus Teufen in der Schweiz, welche bei fast allen europäischen Marken Verwendung findet.
Im Unteren Teil gehe ich noch Kurz auf Leuchtmittel anderer Hersteller ein.

_________________________________________________________


Einleitung
Für viele Uhrenliebhaber ist die Ablesbarkeit unter schlechten Lichtverhältnissen oder in völliger Dunkelheit ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Uhr. Besonders bei sogenannten „Toolwatches“, also Uhren die als technisches Hilfsmittel für verschiedene Zwecke dienen ist daher Leuchtkraft von Zeigern, Indicies, Zifferblättern oder anderen Markierungen von hoher Bedeutung.
In Deutschland verkaufte Uhren dürfen laut der DIN 8306 nur mit der Bezeichnung Taucheruhr verkauft werden, wenn Sie neben der Erfüllung anderer Kriterien eine klare Ablesbarkeit aus 25cm Entfernung von Uhrzeit, gewählter Tauchzeit sowie Funktionieren der Uhr, auch bei Dunkelheit gewährleistet ist (diese geforderte Ablesbarkeit dürfte sich auf einen Zeitraum von 2 Stunden beziehen, da eine Taucheruhr auch nur für das Tauchen über einen begrenzten Zeitraum von ebendiesen 2 Stunden vorgesehen ist).
Neben der eigentlichen Verwendung zum Zwecke der Ablesbarkeit gibt es auch einige Uhren, die Leuchtmasse aus rein gestalterischen Gesichtspunkten verwenden. Als Beispiel hierzu sei die Fortis ART EDITION „Planet“ genannt.

Erscheinungsbild…
Viele Käufer dürften sich schon oft gefragt haben, wieso eine Uhr besonders hell leuchtet, eine andere nicht und weshalb manche besonders lange nachleuchten. Gerade bei preiswerteren Uhren sind selbst großflächige Zeiger oder Indizies oft eine herbe Enttäuschung. Nicht nur, dass die Flächen oft kaum leuchten, vielfach ist die Leuchtkraft unterschiedlich hoch und wirkt fleckig und an den Rändern fransig.
Fleckige Leuchtmasse, fransige Ränder und auch tagsüber sichtbare sehr raue und ungleichmäßige Oberflächen sind einzig und allein durch die Verarbeitung der Leuchtmasse bedingt. Leuchtmasse lässt sich von Hand, per Siebdruck oder mit Hilfe spezieller Geräte auftragen, sie muss, als Grundmasse in Pulverform vorhanden, mit speziellen Bindemitteln angemischt und unter besonderen Druck und Temperaturvorraussetzungen aufgetragen und getrocknet werden.

Technische Details:
Zuerst einmal technische Informationen zu der bereits erwähnten Grundmasse:
Es handelt sich um anorganisches Aluminat in Pulverform mit einer Partikelgröße zwischen 10 und 50 μm und einer Dichte von 3,65 g/cm². Das Pulver hat eine sehr hohe chemische Stabilität außer in Wasser, der PH-Wert beträgt 10 (bei 25° in Wasser).
Die Leuchtmasse kann durch natürliches Licht und Kunstlicht mit Wellenlängen zwischen 300 und 450nm aufgeladen werden. Die relative Helligkeit bei der Aufladung durch unterschiedliche Lichtquellen in einem Zeitraum von 0-30 Minuten zeigt folgende Grafik:



Das Absinken der Nachleuchtkraft über einen Zeitraum von 1000 Minuten (=16h 40min) im Vergleich einer vorherigen Aufladung durch Sonnen- und Kunstlicht ist in folgender Grafik dargestellt (man beachte, dass die Kurve nicht proportional verläuft, wie es hier zuerst den Anschein hat!):



Lichtfarbe & Helligkeit:
Das abgegebene Licht kann, unabhängig von der Farbe der Leuchtmasse, blau oder grün sein. Die Wellenlänge des abgegebenen Lichts beträgt bei blauer Leuchtmasse 480nm, bei grüner 530nm. Das erklärt auch, warum für uns Menschen grün leuchtende Leuchtmassen bei gleicher Art, Auftragsweise und Dicke heller erscheinen: Die Empfindlichkeit der menschlichen Sehzellen ist im Bereich von 555nm Wellenlänge (dem Maximum der Sonnenstrahlung) und damit grünem Licht, am höchsten. Danach folgen blau und gelb, orange, violett und rot bis in die nicht sichtbaren Bereiche ultraviolett und infrarot (die genaue Abstufung der menschlichen Sehempfindlichkeit ist in der V-Lambda-Kurve festgehalten).
Die Farbe der Leuchtmasse ist also nicht identisch mit der des abgegebenen Lichts. Die Super-LumiNova Leuchtmassen gibt es mit blauer und grüner Lichtabgabe. Natürlich wirkt ein roter Zeiger immer auch leicht rötlich, weil die Grundfarbe durchschimmert, je heller der Zeiger leuchtet, desto mehr sieht man allerdings die tatsächliche Lichtfarbe.

Vorbereitung und Auftragung:
Zur Anmischung der Grundmasse werden verschiedene Bindemittel verwendet, je nach Anwendungszweck, wie zum Beispiel Punktierung, Indexfüllung, Siebdruck, Flächenbeschichtung, Gravurfüllung und auch Schutzbeschichtungen.
Je nach Bindemittel können die Oberflächen anschließend glänzend oder matt sein. Zudem gibt es noch Unterschiede in der Trocknung. Bei einigen Bindemitteln Lufttrocknung, bei anderen unter Wärmeeinwirkung, Mittel die beim Trocknen an Volumen verlieren und solche die es nicht tun.
Zudem natürlich auch noch weiße Grundlacke, die als Untergrund verwendet werden sollten, um A – besseres Auftragen der Leuchtmasse zu ermöglichen und B – bessere Lichtreflektion zu erreichen. Die Dicke der Untergrundfarbe sollte bei Siebdruck zwischen 80μm und 150μm betragen, beim Punktieren oder Füllen zwischen 120μm und 250 μm.
Durch spezielle Geräte oder Auftragsstifte ist zudem ein gleichmäßigeres Auftragen möglich. Dies ist das Gerät, dass von der Fa. Tritec für das Auftragen von Leuchtmasse angeboten wird:



Das Mischverhältnis für Zeiger sollte 1:1 betragen, bei Indexe auf Zifferblättern [Pigmente]2:1[Bindemittel], wobei natürlich idealerweise das passende Bindemittel für den Zweck verwendet wird.
Zwischeninformatin
Der Unterschied in der benötigten Konsistenz liegt darin, dass Zeiger oftmals skelettiert sind und die Leuchtmasse in die ausgesparte Öffnung eingesetzt wird. Das geschieht lediglich aus Gewichtsgründen um die Hebelwirkung auf die Zeigerwellen sowie mögliche Gangabweichungen durch zu schwere Zeiger zu verhindern.
Der Stundenzeiger der Rolexsportmodelle hat darin seien Ursprung; die große Fläche konnte sich nicht selbst freitragend halten – der „Mercedesstern“ wurde als Gerüst eingesetzt.
Ebenso ist hierin auch ein Grund für die seltene Verwendung von Tritiumleuchtröhrchen bei mechanischen Uhren begründet: Die Zeiger werden zu schwer – mit den oben beschriebenen Folgen.
Weiter im Text…
Die Masse muss gut gemischt werden und danach mindestens eine Stunde, am besten über Nacht, in einem geschlossenen Behältnis ruhen, damit Luftblasen entweichen können. Die Pigmente dürfen nicht mit Metall oder Wasser in Berührung kommen und sind in der Grundform sehr Temperaturempfindlich. Gut eignen sich Glasröhrchen zum Anrührens. Auch zum Reinigen der Geräte sollte nur Verdünnung oder Azeton benutzt werden.
Das Auftragen durch spezielle Applikationsstifte/-düsen/-geräte (wie z.B. im Bild oben) ist der Idealfall, da hier auch mit genau justierbarem Druck gearbeitet werden kann. Eine Applikation nur von Hand ohne solche Hilfsmittel ist immer ungleichmäßiger. Die Masse sollte eine Mindestdicke von 0,1 bis 0,15mm haben, da sonst die Farben nicht richtig zur Geltung kommen. Bei entsprechend vorbereitetem Untergrund hängt die Helligkeit, abgesehen von der verwendeten Sorte an sich, nur von der Dicke ab. Je dicker, desto heller! Nach dem Auftragen muss die Masse 30-60 Minuten bei Raumtemperatur bis 80°C trocknen.

Farben und Helligkeitsabstufung:
Zur Zeit gibt es im Standartsortiment 18 Farben (inklusive 2 weißen) und 3 schwarze Sorten, sowie einige Sonderfarben und für Manufakturen auf Anfrage auch noch Farben nach Wunsch. Alle Farben gibt es mit blauer oder grüner Lichtabgabe. Die drei schwarzen Sorten geben grünes Licht ab.
Alle diese 21 Sorten haben eine unterschiedliche relative Helligkeitsabgabe. Die hellste Sorte ist „C3“, die dunkelste „dark red“. Über die drei schwarzen Sorten liegen mir leider keine Unterlagen zur relativen Helligkeit im Vergleich zur Verfügung. Im Direktvergleich bei gleicher Lichteinstrahlung sind aber alle drei Sorten wesentlich schwächer noch als „dark red“ und damit insgesamt am schwächsten.
Eine genaue grafische Darstellung der 18 „Farben“ mit dem Vergleich ihrer realitiven Helligkeit seht ihr hier:



Für Helligkeitsmessungen werden belegte Flächen mit solchen Geräten durch unterschiedliche Lichtquellen beleuchtet:


Desweiteren hier die Originalfarben bei Tageslicht (diese Farbe ist sowohl bei der blau- als auch der grünleuchtenden identisch):


Sowie die Originalfarben mit grüner und blauer Lichtabgabe:


Außerdem ein Vergleich der schwarzen Sorten bei Helligkeit und Dunkelheit:


Nein - das ist kein Scherz! Beleuchtung und Fotografieren waren identisch mit den anderen Bildern.
Wie man sieht - sieht man nichts. Die Leuchtkraft ist leider so gering, dass ich nur in enormer Vergrößerung auf dem Foto Helligkeit erkennen kann.
Ich habe die Punkte versuchsweise 75 Minuten (!) direkt unter die Halogenlampe gelegt. Ergebnis = sehr schwaches leuchten in dunkelgrün. Egal wie ich fotografiere, das Bild bleibt schwarz. Sry..


Und zu guter Letzt die beiden weißen „Farben“, wobei die alte Sorte „C1“ mit grüner Lichtabgabe, die neue „BG W9“ mit blauer zu sehen ist. „C1“ hat im relativen Vergleich eine Helligkeit von 31%, „BG W9“ von 95%, was leider durch die Wahl von blauem und grünem Licht im Vergleich nicht richtig zur Geltung kommt.
Daneben auch eine weitere Grafik zum Nachlassen der Leuchtkraft im Vergleich.



Alle Aufnahmen wurden mit derselben Kamera, bei gleichen Einstellungen und unter gleichen Lichtbedingungen sowie vorhergehender Aufladung getätigt. Zur Aufladung habe ich die Farbkarten auf den Scanner gelegt und diesen mehrmals sehr langsam laufen lassen, damit die Entfernung zur Lichtquelle, die Beleuchtungsdauer und die Lichtsorte konstant ist.


Angular Momentum - Èmail Lumineuse
Die Uhrenmarke Angular Momentum aus Bern in der Schweiz verwendet seit kurzem die eigens entwickelte Leuchtmasse Èmail Lumineuse, die ähnlich wie das bekannte Super-LumiNova funktioniert. Das Leuchtmaterial besteht aus Strontiumoxid und Zinksulfid. Die Partikelgröße des Grundstoffes ist jedoch um ein vielfaches größer als bei Super-LumiNova. Dies soll eine erhöhte Helligkeit und Nachleuchtdauer gewährleisten. Super-LumiNova ist feinkörniger, damit es fein gedruckt werden kann. Im Gegensatz dazu setzt Angular Momentum auf groß belegte Flächen.
Die verwendeten Sulfate werden hierbei nicht wie üblich mit einem Bindemittel gemischt, sondern mit einem speziellen Email bei mittlerer Hitze im Ofen verschmolzen. Auf dem Zifferblatt wird die Masse dann im Grubenschmelzverfahren (franz. émail champlevé) in eine Vertiefung eingelassen, auf den Zeigern im „Plique à Jour“ Verfahren (durchbrochenes Email). Auch Vertiefungen im Gehäuse und der Lünette werden gefüllt. Nach dem Brennen wird die Schicht geschliffen. Damit die gläserne Masse nicht springt muss die Dicke mindestens 0,4mm betragen.
Es gibt zwei Farben bzw. Lichtfarben. Eine gelblich-grüne und eine blass-blaue, wobei sich die grüne schneller aufläd, Leuchtkraft und Leuchtdauer sind aber gleich (grün erscheint für das menschliche Auge immer etwas heller, siehe oben).
Die Produktfotos lassen keinen Zweifel an der guten Leuchtkraft aufkommen, wobei natürlich ein direkter Vergleich mit Super-LumiNova schwierig sein dürfte, solange niemand ein ordentlich dick beschichtetes LumiNova Zifferlbatt als Referenz hat. Über das Design der Uhren lässt sich freilich streiten – dafür fehlt es nicht an Eigenständigkeit!
HIER findet Ihr die aktuellen Modelle bei der die Leuchtmasse verwendung findet.

Seiko – New Luminous / LumiBrite Leuchtmasse
Die Informationen zu der von Seiko verwendeten Leuchtmasse ist teilweise widersprüchlich; Offiziell verlautet es, dass für Uhren der Seiko Gruppe „LumiBrite“ verwendet wird, dessen Grundstoff Aluminiumoxid ist. LumiBrite wird von der Nemeto Co. LTd., einem auf Leuchtprodukte spezialisierten japanischen Unternehmen, hergestellt (Teilweise ist aber auch die Rede von einer hauseigenen Leuchtmasse mit dem Namen New Luminous). Auch bei Seiko gibt es die beiden (Licht)-Farben grün und blau.

Bergeon – Leuchtpaste Bergeon 5680
Auch von Bergeon gibt es eine Leuchtmasse in den Farben weiß, gelb, grün und blau wobei unklar bleibt welche Lichtfarbe abgegeben wird.
Es findet sich lediglich die Information, dass das Grundpulver mit dem Bindemittel 1:1 gemischt werden soll, falls es zu dick ist soll Verdünner hinzugegeben werden. Nach dem Mischen soll auch diese Masse „einige Stunden“ ruhen. Die Trocknungszeiten sind bei Zimmertemperatur 4-5 Stunden, im Ofen 45/60 Minuten (60/80 °C).

Andere Leuchtmassen, Leuchtmasse ausbesser/nachtragen..
Neben den vorgestellten Leuchtmassen gibt es auch noch NoName Produkte über deren Qualität ich keine Aussagen machen kann.
Auch wenn die Leuchtkraft der Uhr nicht zu überzeugen weis kann Abhilfe geschaffen werden, indem Zeiger oder Indexe neue belegt werden. Bei Vintage Uhren ist das sehr umstritten, für den Alltagsgebrauch kann es aber nützlich sein. So eine Erneuerung kann unter Umständen der Uhrmacher vor Ort machen, die Ergebnisse gehen aber weit auseinander und nur einem erfahrenen Uhrmacher würde ich so etwas anvertrauen. Bei alten Zifferblättern, die zum Beispiel nicht mehr hergestellt werden bzw. nicht mehr verfügbar sind kann die Fa. Bethge & Söhne helfen (die können restaurieren und auch ein neues Blatt herstellen).
Wer mal etwas experimentieren möchte kann sich in mehreren Uhrenzubehörshops ein Kit bestellen. Diese liegen preislich zwischen 20€ und 100€ und bestehen aus einer Grundausstattung von Leuchtpulver, Bindemittel usw.




Gruß Gero

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Sonntag, 3. August 2008, 16:05

Lagersteine

7. Lagersteine

Was haben Lagersteine mit der Qualität eines Werkes zu tun?
Diese Frage stellt sich natürlich in dem Moment, wo aus dem Reich der Mitte Kaliber mit inflationärer Steinanzahl auf den Markt geworfen werden.

Viele Lagersteine = besonders gutes Werk?

Auch hier gilt: Klasse statt Masse!

Aber ich beginne mal am Anfang: ca. um 1700 erkannte man den Nutzen des von Nicolas Fatio de Duillier entwickelten Verfahrens zum Bohren von Löchern in Edelsteinen. Damals drehten sich die Zapfen der Wellen noch in Löchern des Materials der Platinen, Brücken und Kloben. Druck und Geschwindigkeit führten in diesen Bereichen zu erheblichen Abnutzungserscheinungen und Reibungsverlusten.
1704 wurde in London ein Patent auf Lager aus gelochten Rubinen erteilt.
Diese Lagersteine vermochten Reibung und Abnutzung entscheidend zu senken und verschafften den englischen Uhren einen erheblichen Vorsprung. Zu dieser Zeit war die Steinanzahl ein absolutes Qualitätsmerkmal und Verkaufsargument.

Die heutigen Lagersteine haben nichts mehr mit diesen gemeinsam. Die heutigen Steine werden nicht nur einfach mit Löchern versehen, sondern auch mit Ölsenkungen, welche die Schmierstoffe aufnehmen. Dabei spielt die Größe und das Profil der Steine eine entscheidende Rolle, da die optimale Menge an Öl aufgenommen und gehalten werden muß. Die Löcher werden bei hoher Qualität auch nicht einfach zylindrisch gebohrt, sondern oliviert. Dies bedeutet eine Bohrung, die zum Zapfen hin gewölbt ist, um den Reibungsverlust zu minimieren. Im Gegenzug erhalten die Zapfen eine Arrondierung. D.h. sie werden nicht nur auf ihren Laufflächen, sondern auch noch an ihren Stirnflächen poliert. Diese Maßnahme verringert die Reibung bei flacher Position der Uhr.
Bei sehr teuren Werken werden manche Steine nicht einfach in die Platine gepreßt, sondern chatoniert. Die Steine werden also eingefaßt und dann mit der Fassung in die Platine gesteckt und mit Schrauben gesichert. Die Qualitätsverbesserung solcher Chatons ist in der heutigen Zeit umstritten, da die Positionierung mit Hilfe von Computertechnik auf ein tausendstel Millimeter genau erfolgen kann. Der Vorteil liegt vielmehr in dem Austausch der Steine. Ein chatonierter Stein ist leichter zu tauschen.

Aber kommen wir nun zur Anzahl:
Ein normales Handaufzugswerk kommt im Prinzip mit 15 Steinen aus. Dies sind 2 Palettensteine für den Anker, 1 Hebelstein für die auf der Unruhwelle sitzende Hebelscheibe, 2 Lager- und 2 Decksteine für die Unruhwelle, 2 Lagersteine für die Ankerwelle sowie je 2 Lagersteine für die Wellen des Anker-, Sekunden- und Kleinbodenrades.
Beim 16steinigen Werk ist das Minutenrad oben (sichtbar) steingelagert.
Das 17steinige Werk besitzt auch unter dem Zifferblatt ein Steinlager fürs Minutenrad. Beim 21steinigen Werk ist noch das Ankerrad in beiden Lagern und das Ankerlager mit Decksteinen versehen. Wenn die Zapfen der Federhauswelle mit Steinen versehen werden, haben wir derer 23.
Zusatzwerke und Komplikationen verlangen konstruktionsbedingt nach weiteren Steinen.

Zusammenhang zwischen Anzahl der Steine und Qualität des Werkes:
Die Menge der Steine allein ist somit kein alleiniges Kriterium für die Qualität eines Kalibers. Allerdings sind die Kaliber eines Herstellers, der alle Komponenten unter den gleichen Qualitätsmaßstäben herstellt, schon anhand der Steinanzahl in der Wertigkeit zu vergleichen.
Hierzu ein Beispiel: Ein ETA-Werk mit 21 Steinen kann schon mit einem ETA-Werk einer Kaliberfamilie mit 25 Steinen verglichen werden, nicht aber mit einem China-Werk mit 35 Steinen (zumindest nicht aufgrund der Steinanzahl).

Den Rekord an Steinen für Handaufzugswerke ohne zusätzliche Komplikationen (außer Datum) hält meines Wissens nach z.Zt. die Lange 1 von A. Lange & Söhne mit 53 Steinen (wer Interesse an dem Lageplan hat, PN an Mich mit der Email-Adresse). Bei der Verarbeitung dieser Werkteile ist schon eine Qualitätsaussage möglich.

Reduzierung der Steinanzahl:
Die Anzahl der Steine nimmt mit seit den siebziger Jahren bei vielen Kaliberfamilien seltsamerweise ab. Der Grund liegt nicht allein in der Konstruktion und der verwendeten Materialien, sondern in erster Lienie in dem fortschreitenden Übersee-Handel mit den USA. Die Steinanzahl bestimmt u.a. die Höhe des Einfuhrzolles für Uhren, Uhrwerke und Uhrwerksteile.

Resümee:
Wenn jemand in der heutigen Zeit die Aussage "viele Steine = hohe Qualität" trifft, so stimmt dies nicht mehr.
Gruß Gero

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bilewaz (14.05.2015)

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Donnerstag, 21. Mai 2009, 15:52

8. Antrieb

8. Antrieb

Den Fragen der Mitglieder unseres Forums in den unterschiedlichen Threads entnehme ich, dass noch immer viel Unklarheit über die Zusammenhänge im Antrieb einer mechanischen Armbanduhr herrscht.
Ich möchte mit der nachfolgenden Schilderung und Begriffserklärungen versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel der Steinlager-Hemmungswerke zu bringen.

Ich beginne mal mit der Kraftquelle unserer Uhren: Der Feder.
*
Die Feder des 7750 ist ausgerollt 61,5 cm lang und hat am Ende eine sog. Schleppfeder, die als Rutschkupplung beim voll aufgezogenen Werk dient. Die Feder ist der Energielieferant unserer Mechanikuhren. Eine Quachz-Uhr hat dazu eine Batterie, die im leeren Zustand nur noch dazu dient, uns unsere Abhängigkeit von ihr zu demonstrieren.
In diversen Uhrmacher-Lehrbüchern wird die Feder als "Biegefeder, deren Federenergie auf einen langen Federweg verteilt wird" definiert.
Nun ist ja auch Laien klar, dass eine Feder nur die Kraft wiedergeben kann, die man ihr zuführt. Die Uhrfeder darf man sich dabei nicht wie ein Gummiband vorstellen, welches man in die Länge ziehen kann und das, wieder losgelassen, sich entspannt und schlaff herunter hängt. Auch die Feder einer abgelaufenen Uhr verfügt noch über eine beträchtliche Restspannung und würde sich noch ein ganzes Stück ausdehnen, wenn sie nicht in einem Federhaus eingespannt wäre:
*
Zugfedern sind extrem hart und damit auch sehr spröde. Früher gehörten gebrochene Zugfedern zu den häufigsten Ursachen für defekte Werke. Heute ist dies bei den modernen Materialien kein Thema mehr. Auch der weit verbreitete Irrtum eine Uhr mit Handaufzug überdrehen zu können, ist damit passe´, da dies selbst bei kleinen Kalibern nur noch mit Hilfe einer Zange und viel Gewalt möglich ist (Ausnahmen bestätigen hier die Regel).
Die Feder im Federhaus (eigentlich eine Blechdose mit Deckel und Zahnkranz) ist gleichzeitig Tank und Motor der Uhr, da der Federkern (in der Mitte) auf einer Welle befestigt ist, die durch eine Bohrung im Federhaus nach draußen gelangt und am Ende mit einem Außenvierkant und einem Innengewinde versehen das Sperrad aufnimmt. Dieses verhindert beim Aufzug eine "Entladung" der Energie nach Beendigung der Aufzugsbewegung. Für Technikfreaks: Die Welle wird nach Stillstand der Aufzugsbewegung zur Achse, da sich nun zur Energieabgabe das ganze Federhaus darum dreht.
Die ganze Kunst des Energiehaushaltes besteht nun darin, ein voll aufgezogenes Werk nicht an den Vollaufzug der Feder, und eine abgelaufene Feder nicht in den Zustand völliger Entspannung zu bringen.
Eine Feder gibt somit ihre Kraft zwischen "Vollaufzug" und "Abgelaufen" immer nur in einem mittleren Teil zwischen der möglichen maximalen Spannung und der Entspannung ab. Dies bewirkt, dass die momentane Federspannung sich nicht (oder nur minimal) auf das Gangverhalten auswirkt.

Die moderne Feder aus "Nivaflex" (nicht rostent, bruchsicher, nicht magnetisierbar und ermüdungsfrei) wurde in den fünfziger Jahren von dem schweizer Ing. Max Strautmann erfunden und kann 100.000 mal aufgezogen werden ohne ihre Kraft zu verlieren. Sie hat damit eine Lebensdauer von ca. 27 Jahren.
Moderne Federn können dünner gefertigt werden, was eine größere Länge (und damit eine größere Gangdauer) ermöglicht und werden mit einer leichten Wölbung der Federklinge (die Feder berührt sich in der Wicklung nur noch in der Mitte) und einer Gleitschicht (keine Schmierung mehr nötig) versehen.

Zum "Kraftfluss" habe ich hier: Kraftfluss schon mal geschrieben. Somit lasse ich den "Mittelteil" mal weg und beschränke den Kraftfluss auf meine Illustration:
*
Am Ende der linken Seite der o.a. Illustration ist das Federhaus und am rechten Ende das Hemmungsrad.

Ich mache hier mal am rechten Ende, dem Hemmungs- oder Ankerrad weiter.
Das Ankerrad mit seinen charakteristischen "Kolbenzähnen" wird durch den Anker "gebremst". Daher der Ausdruck "Hemmung". Der Anker hat an seinen ungleichen Gabelenden synthetische Edelsteine (Fachausdruck: Hebesteine) eingeklebt, die an den Zähnen des Ankerrades "vorbeikämmen" und so die Drehbewegung des Räderwerkes in eine Hin- und Herbewegung des Schwingsystems (in Fachkreisen "Amplitude" genannt*1) umwandeln.
*
Der Anker führt beim Vorbeigleiten eines Kolbenzahnes an der Palette eine winzige Drehbewegung aus, die durch die Berührung der zweiten Palette mit den Kolbenzähnen des Ankerrades umgekehrt wird. Dabei entsteht das typische "Tickgeräusch" einer Uhr.
*
Die lange Seite des Ankers (begrenzt von Stiften) treibt über eine Hebelscheibe, durch die die Unruhwelle läuft, die Unruh an. Auslöser der Unruhschwingung ist also der Druck der Ankergabel gegen den Hebelstein auf der Hebelscheibe. Sie gerät dadurch aus Ihrer Ruhestellung und schwingt. Hat die Schwingung ihren Umkehrpunkt erreicht und verläuft in entgegengesetzter Richtung, so zieht die Unruh (angetrieben nun durch die Spiralfeder der Unruh) über den Hebelstein den Anker aus seiner Ruheposition und versetzt ihn am Ende der Schwingung (im Umkehrpunkt) wieder in die "Impulsgebung". Das geschieht solange, wie die Feder die benötigte Kraft liefert.

Ich hoffe, ich konnte in verständlicher Weise ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

* = Fotos vom Autor und Marcel Coutier, Illustrationen vom Autor und Helmut Mann
*1 = Amplitude: Eine Halbschwingung. Die Amplitude bezeichnet die Schwingungsweite der Unruh zwischen ihren beiden Umkehrpunkten. Sie wird in Grad angegeben und kann max. 316 Grad erreichen. Bei unter 200 Grad wird eine Überholung der Uhr fällig. Amplitudenzahl bedeutet Schlagzahl (Halbschwingungen/Std.).




Chronographenfunktion
Hier nun die versprochene Erklärung (möglichst verständlich verfasst) zum Chronographentrieb.
Die beschriebenen Funktionen haben keine Gültigkeit für das neue Patek-Philippe Kaliber. Dieses ist so ausgelegt, dass der Chrono-Sekundenstopp-Zeiger ständig mitlaufen kann. Ebenfalls ausgelassen wurde die Schaltrad-Steuerung, die Flyback-Funktion und die Schleppzeiger-Technik.

Der Chronographen-Mechanismus wird zumeist (5100,7750) durch das Sekundenrad angetrieben. Die Welle des Sekundenrades wird dazu mit zwei langen Zapfen ausgestattet (einer ist sowieso als Träger des Sekundenzeigers vorhanden). Auf der "freien" Seite wird mit Klemmsitz (abnehmbar) ein Mitnehmerrad mit dreieckigen Zähnen angebracht. Diese Kraftübertragung erfolgt als einzige "Rad in Rad" anstatt wie im Rest des Werkes "Rad in Trieb". Das Mitnehmerrad greift nun seinerseits in ein Kupplungsrad mit gleicher Verzahnung, welches auf einem beweglichen Hebel sitzt (dem sog. Kupplungshebel). Eine Feder (Kupplungsfeder) drückt nun die Kupplung in Richtung Werkmitte. Diese Bewegung wird durch den Blockierhebel verhindert.
Betätigt man nun den Chrono-Startdrücker, löst sich der Blockierhebel und die Kupplung bewegt sich zum Chronographenzentrumsrad, dessen Zähne nur halb so groß sind und gelangt mit diesem in Eingriff. Der Stoppsekunden-Zeiger bewegt sich! Beim Stoppvorgang wird die Kupplung zurückbewegt und der Blockierhebel legt sich vor den Kupplungshebel. Dies läßt sich beliebig oft wiederholen.
Nullstellung: der zweite Chronodrücker betätigt den Herzhebel, der von der Herzhebelfeder unterstützt, gegen die Herzscheibe gedrückt wird. Der Zeiger springt auf Null und wird dort von den Schaltflächen des Herzhebels fixiert.

Soweit zur Funktion (stark vereinfacht). Wenn man nun den weiteren Mechanismus betrachtet, so sind noch etliche Teile (Räder und Federn) an dem Prozeß beteiligt, da ja auch die Stoppminute und Stunde angezeigt wird. Da nun die Kraft von einer zentralen Stelle (Sekundenrad) kommt, wird diese Welle extrem beansprucht. Daher ist sie bei Chronographenwerken (im Gegensatz zu "Modul-Werken") meist entsprechend verstärkt. Das Mitnehmerrad ist nur aufgeklemmt und diese Verbindung wird ebenfalls beansprucht. Der kurzzeitige "Krafteinbruch" (messbar an der fallenden Amplitude beim Einschalten) beansprucht dabei das Material am heftigsten. Wenn der Chrono einmal läuft, geht dies, da ein Chronowerk (nicht das Modul-Werk) dafür konstruktiv ausgelegt wurde. Der Fehlgang ist vernachlässigbar beim Chronowerk. Beim Modulwerk ist diese Problematik verstärkt vorhanden.
Ein ständiges Mitlaufen des Chronographen ist vergleichbar mit einer Anhängelast an einem dafür ausgelegtem Schleppfahrzeug (beim Modulwerk eher an einen PKW angehängte Last). Die Lebensdauer wird dadurch nicht VERKÜRZT, da das Kaliber dafür konstruiert wurde, diese Belastungen zu ertragen. Wenn ich den Chrono aber nur gelegentlich mitlaufen lasse, entlaste ich den Trieb und VERLÄNGERE damit die Lebensdauer über den konstruktiv vorgesehenen Zeitraum!

Fazit: korrekt formuliert verkürzt sich nicht die Lebensdauer, oder fügt dem reinen Chronowerk das ständige Mitlaufen Schaden zu. Aber bei Entlastung durch nicht ständigen Chronobetrieb verlängere ich die Lebensdauer des Materials.
Dies gilt nicht für Modul-Werke, da diese nicht konstruktiv für solche Belastungen ausgelegt wurden. Dort verkürze ich mit jedem Chrono-Betrieb die vorgesehene Lebensdauer des Materials.

Ich hoffe, ich konnte euch die Problematik verständlich nahebringen.

Kurze Erklärung zum Begriff "Welle": Rein technisch überträgt eine Welle immer ein Drehmoment, eine Achse nicht. Daher ist auch der Begriff "Federachse" nach neuer Definition falsch. Technisch richtig ist "Federwelle", denn sie überträgt ein Drehmoment. Der Begriff "Federachse" stammt noch aus der Zeit, wo die Definition für Achse=steht still, Welle=dreht sich war.
Gruß Gero

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1.Wart F-104G (25.09.2015), 1500 (15.05.2013)