Gerne, aber nicht kurz, sondern vollständig (also den Teil von Lothar Schmidt, Rüdiger Lang sagt nur etwas zu mechanischen Werken und deren Aufbau):
Merkmale einer Fliegeruhr
Was macht eine Armbanduhr zu einer Fliegeruhr? Das weiß Lothar Schmidt. Der Diplom-Ingeneur ist Inhaber der Uhrenfirma Sinn in Frankfurt am Main, die von den aerokurier-Lesern zu einer der besten Fliegeruhrenmarken gewählt wurde.
Für Schmidt ist klar: "Eine echte Fliegeruhr hat einen Drehring mit 60er-Teilung am Glasrand, der beidseitig drehbar sein muss." So könne der Pilot seine Flugzeit oder Teilabschnitte leicht ermitteln. Als Alternative oder Ergänzung biete sich aber auch ein Chronograph an. Der hat jedoch in der Praxis meist einen kleinen Nachteil: Die Hilfszifferblätter, die Minute und Stunde anzeigen, sind in der Regel klein und nicht leicht abzulesen.
"Eine Fliegeruhr muss unbedingt auch dicht sein" fährt der Ingeneur fort. Das verwundert zunächst, schließlich müssen Piloten im Normalfall nicht ins Wasser. Doch die Erklärung ist einleuchtend: "Nur ein gleichbleibender Druck im Gehäuse garantiert, dass die uhr immer genau läuft." Schließlich schwingt die Unruh mit sinkendem Luftdruck schneller, was einen Vorgang der Uhr zur Folge hat. Zum anderen beschlagen dichte Uhren nicht so leicht. "Das ist speziell für Ultraleicht-Piloten ein Thema", sagt Schmidt. Der Taupunkt bei trockener Luft, also der punkt, an dem ein Glas beschlägt, liegt bei rund 12 grad Celsius. Solche temperaturen finden nicht nur UL-Piloten, sondern auch Segelflieger regelmäßig im Cockpit vor. Damit die Uhren auch unter solchen Bedingungen ablesbar bleiben, rüstet Sinn sie auch mit einer speziellen Trockenhaltetechnik aus. Die Gehäuse werden vor dem Verschließen mit dem Edelgas Argon gespült, so dass die -tendenziell feuchte- Umgebungsluft im Uhrmacheratelier herausgedrückt wird. Zusätzlich wird eine Trockenhaltekapsel montiert. Die enthält Kupfersulfatkristalle, die nachdiffundierende Luftfeuchte bindet. Damit erhält sich im Inneren der Uhr ein trockenes Klima, was auch den Alterungsprozess der Schmierung bremst und damit die Funktionssicherheit der Uhr erhöht.
Wichtig ist dem Gehäusespezialisten aber nicht nur die Überdruckfestigkeit: "Eine Fliegeruhr muss auch unterdrucksicher sein, sonst fliegt bei nachlassendem Umgebungsdruck irgendwann das Glas heraus." Deshalb werden die kratzfesten Saphirgläser mit einem umlaufenden Kunststoffring im Gehäuse verpresst und die Haltbarkeit anschließend im Vakuum getestet.
Eine Spezialität von Sinn und Lothar Schmidt ist das Thema Magnetfeldschutz: "Elektronische Geräte in Flugzeugen wie zum Beispiel Headsets erzeugen magnetische Felder, die nachweislich den Gang der Uhr beeinflussen. Deshalb schirmen wir das Uhrwerk mit einem Eisenkäfig ab."
Schließlich sei auch noch die Ablesbarkeit von enormer Bedeutung. Ein starker Kontrast zwischen Zifferblatt und Zeiger (schwarz/weiß) ist hier ebenso von Bedeutung wie klar gezeichnete, große Ziffern. Die sollten dann auch -ebenso wie die Zeiger- wegen der besseren Nachtablesbarkeit auch reichlich mit Leuchtmasse belegt sein. Das Tüpfelchen auf dem i stellt eine hochwertige, beidseitige Entspiegelung des Glases dar. Damit hat der Pilot auch bei schlechten Verhältnissen zumindest auf der Uhr immer den Durchblick.