Liebe Uhrenfans,
heute möchte ich Euch endlich mal meine Guinand 20er mit dem Leuchtzifferblatt "offiziell" vorstellen, also das ältere Modell 20.50-05LL.
Ich habe die Uhr inzwischen schon genau 5 Jahre...
und da dachte ich die Tage, es wird mal langsam Zeit...
Die Uhr kam nur durch einen Zufall anfang 2016 aus zweiter Hand, aber wie neu und kaum getragen zu mir. Das Modell gab es bereits als CS (Chronosport) ab etwa 2001. Es wurde auch nach der Umfirmierung von Jubilar zu Guinand mit dem entsprechenden ZB noch bis zuletzt, also 2014 weiter geführt und angeboten. Meine ist damit vermutlich eine aus der letzten Serie von 2013, kurz vor Geschäftsaufgabe der Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH im Sommer 2014.
Quelle: Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH (Homepage ab ca. 2005) mit dem Hinweis unten auf die Links-Modelle!
Mein Modell ist aus der 20/21er Serie von Chronosport bzw. Guinand, alle Typen sind hier in der Übersicht zu sehen, mitte links die20er LL Version:
Quelle: Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH (komplette Serie 20/21 von 2007)
Erläuterung der Typen-Nomenklatur (nicht immer ganz stimmig):
20er sind Modelle mit Drehlünette, 21er sind mit fester Lünette, satiniert oder als Tachy. Dieses Modell ist also eine 20er mit beidseitig in 60 Stufen rastender, schwarzer Drehlünette mit Minuteneinteilung und Leuchtpunkt bei der 12. Die 50 in der Typenbezeichnung haben alle 20/21er Modelle. Die folgende Nummer 01-05 sind die Zifferblatt-Varianten:
01: Duograf mit kleinen Totis 12h unten, 30min oben, nur Date, keine Permanetsekunde
02: klassische 7750 Anordnung mit kleinen Totis, Permanetsekunde bei 9 und Day/Date bei der 3
03: Duograf mit großen Totis 12h unten, 30min oben, nur Date, keine Permanetsekunde
04: Duograf mit großen Totis 12h unten, 30min oben, Day/Date, keine Permanetsekunde
sowie eben die
05 LL: Duograf aber "umgedreht" auf links, d.h. Ausführung als Linksuhr mit Ganzleuchtzifferblatt und schwarzen Zeigern anstelle des schwarzen ZBs mit Leuchtzeigern und Indices, Duograf mit großen Totis 12h OBEN, 30min UNTEN, Day/Date LINKS, keine Permanetsekunde. LL = Linksuhr + Leuchtzifferblatt
(die 05 bei der 21er Serie ist mit glatter Lünette und römischen Ziffern auf silbernen ZB)
Technische Daten der Uhr:
Chronosport/Guinand Modell 20.50-05LL
Werk: Kaliber Valjoux 7750
Größe 13 1/4''' (30,4 mm)
25 Steine
Schweizer Ankergang
Glucydur-Unruh mit Nivarox-Spirale
Incablock-Stoßsicherung
28.800 Halbschwingungen in der Stunde (4 Hz).
Besonderheit: Im Werk integrierter Chronographenmechanismus.
Einseitig wirkender automatischer Aufzug.
Kugelgelagerter Rotor
Schwungmasse aus Schwermetall.
Drücker links.
Funktionen: Stunde, Minute, Chronograph mit 30-Min.-, 12 Std.-Zähler, Tages- und Datumsanzeige, Leuchtzifferblatt
Gehäuse: Edelstahl poliert, verschraubter Sichtboden, verschraubte Krone, bombiertes Saphirglas, (Zifferblattindexe und Zeiger mit Leuchtmasse belegt- Standard, nicht bei diesem Modell) 10 bar wasserdicht, Ø 38,4 mm, Höhe 15,0 mm.
Euro 660,- (2007)
Erster Preis in 2001 war € 625,- ; letzte Preise 2013 waren zunächst € 860,- dann nochmal erhöht auf € 920,- an Leder bw. € 1.010 am optional erhältlichen Metallband
Quelle: Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH (Guinand-watch.com von 2007, auf dem Bild noch Chronosport gelabelt)
Quelle: Wanted.de
Zu den Stückzahlen ist mir leider nichts Belastbares bekannt, die ganze 20er Serie hatte sicher nicht mehr als 1500 Uhren gehabt, da meine von 2013 die Seriennummer 1201 trägt. Ich vermute mal von dem LL Modell wurden sicher nicht mehr als 100 Stück gebaut.
Hier das Datenblatt von Helmut Sinn für die damals erhältlichen Linksuhr-Modelle:
bzw. später
Quelle: Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH (zunächst als CS ab ca. 2000, später als Guinand ab ca. 2005/2006)
Ohne Leuchtblatt die 40.50-03L (Bild mitte), die eigentlich eine 40.50-01L (klassische Ziffern) wäre und noch bis heute im Programm ist!
Mit dem Leuchtblatt die Modelle 70.50LL mit dem alten "Omega" -Eigehäuse (links) sowie die 20.50-05LL um die es hier geht (rechts), beide seit 2014 nicht mehr im Programm.
Hier die Bilder wie ich sie gekauft habe, noch montiert an einem grauen Shell Cordovan Band, nicht wirklich passend und auch nicht original:
Unterschiedliche Licht- bzw. Leuchtstufen:
Optisch sieht es auf dem letzten Bild so aus als ob der Datumsrahmen nicht sauber ausgeführt ist und "ausfranst" (wurde bereits von Euch auf meinen Bildern angemerkt). Dies scheint aber nur an der Leuchtmasse am Rand des Fensters zu liegen und fällt normalerweise optisch nicht auf wie man auf den Bildern sieht!
Meine Meinung zur Uhr:
Der Leuchtkeks Guinand 20.50-05LL ist eine ganz seltene und besondere Uhr aus den letzten Tagen der Helmut Sinn Uhren GmbH und trägt ganz eindeutig noch die Gene vom Firmengründer.
Ich weiss nicht wer die Linksuhren erfunden hat aber Helmut war ganz eindeutig lange Zeit einer der wenigen Anbieter bei den Fliegeruhren.
Der Duograf mit dem Leuchtblatt hat mit Durchmesser 38,4mm eine perfekte und noch immer alltagstaugliche Größe wie ich finde, die Höhe von 15mm wirkt wie bei allen 7750 Uhren mit kleinen Durchmessern etwas hoch. Empfinde ich aber bei dieser Uhr als überhaupt nicht störend, vermutlich liegt es an der auffälligen ZB-Optik und der Lünette, das lenkt davon etwas ab.
Aber auch die anderen Modelle der 20er Serie finde ich genauso gut tragbar, wenn man nicht gerade mega Arme hat. Das Gehäuse und die Hörner haben eine wirklich schöne, abgerundete Form, die dezente G gelabelte Krone ist verschraubt und die runden Drücker wohlproportioniert und griffig. Manche 21er Modelle haben flache eckige Drücker gehabt, das wirkt etwas filigraner und edler aber ich finde hier passen die runden perfekt.
Dank des aufgeräumten Zifferblattes als "Duograf" ohne Permanentsekunde mit den Stop-Totis oben/unten ist sie sehr gut ablesbar. Die Optik der 20er Serie diente Herrn Klüh bei Neu Guinand auch als Vorlage für die heutigen modernisierten Duograf Modelle der Serie 40.
Ich kenne die ZB-Anordnung ja bereits von meiner kleinen 351.65 (Spitzname "Flying Corporal") und komme damit sehr gut zurecht. Sie hat im Prinzip die gleiche Blattaufteilung in schwarz in rechts. Das helle Leuchtblatt ist erstaunlicherweise sowohl tagsüber als auch nachts perfekt ablesbar. Die schwarzen Zeiger, die reduzierten Zahlen ohne Anschnitt (nur 2, 4 , 8 und 10), dicke Hauptindices und feine Minuten-Indices in schwarz heben sich sehr gut ab. Auch wenn das Blatt leuchtet, und das tut es brutal und unbarmherzig, kann man die Zeiger und Indices noch gut ablesen, je nach Licht sogar das schwarze Datum mit dem weissen Hintergrund.
Die Drehlünette ist aus Aluminium eloxiert, rastet sauber und zuverlässig, klickt nicht sondern "rollt", geht nicht zu schwer und nicht zu leicht. Meines Wissens wurde die filigrane Konstruktion (mit Kugeln) in der relativ kleinen Lünette nicht weiter verfolgt, da sie angeblich zu empfindlich gegen Verschmutzung war. Kann ich persönlich so nicht bestätigen aber ich trage die Uhr ja auch nicht tagtäglich. So eine Lünette mit Rastung würde ich mir auch für die aktuellen 40er Serie zumindest optional wünschen.
Das ETA- Automatikwerk ist hinter dem kleinen Glasboden schön veredelt mit dem Guinand Logo auf dem Rotor auch schön anzuschauen. Die Gangwerte sind aktuell bei ca. -10s, ich könnte sie wohl mal eine Revi bzw. Nachregulierung unterziehen lassen, da ich sie aber selten trage und die Uhr keine Permanentsekunde hat stört es mich noch nicht weiter.
Montiert ist inzwischen das aktuelle, weiche Guinand Ralleyband mit den kleinen Löchern drin,es trägt sich sehr angenehm und passt super zu dieser Uhr!
Mein Fazit:
Die Guinand Leuchtuhr der Serie 20 ist eine ganz besondere, alltagstaugliche Fliegeruhr in moderater Größe mit den typischen Helmut Sinn / Guinand Genen. Trotz oder vielleicht gerade wegen dem übersichtlichen hellen Zifferblatt ist sie gemäß Helmuts Devise perfekt und auch noch von weitem gut ablesbar und das sowohl bei Tag wie natürlich insbesondere auch nachts.
Wer eine mechanische Uhr mit Taschenlampenfunktion braucht, der sollte sich so eine Uhr mit Ganzleuchtblatt zulegen. Eine Linksuhr gehört ebenso wie ich finde in jeden guten Fliegeruhren-Haushalt. Sie tragen sich sehr komfortabel, auch mal am rechten Arm, lassen sich gut bedienen und haben eine ganz eigene auffällige Optik. Ich jedenfalls habe mit diesem Typus Uhr und mit der vorgestellten im Speziellen einen Mega Spaß.
Sinn hatte ja auch mal kurz eine 656 mit Leuchtblatt im Programm und bietet auch noch immer Linksuhren bei den älteren EZMs an, also weniger bei den klassischen Fliegeruhren mit der Sinnschen Historie. Guinand hat die Linksmodelle bei den Flieger-Chronos der 40er Serie quasi immer im Programm gehabt. Aktuell sind wieder 4 Varianten als Linksversion (Klassisch und modern und unterschiedlichem Gehäusefinish) im Angebot. Ich habe jedenfalls nicht zuletzt durch diese Uhr hier wieder Lust auf Linksuhren bekommen und überlege, mir noch eine 40er L von Guinand zuzulegen.
Guinand Serie 40:
https://www.guinand-uhren.de/serie-40/serie-40.html
Mittlere Reihe der Linksuhren 40.50-01L, 40.50-03L-FR, 40.50-07L sowie 40.50-08L
Quelle: Guinand Uhren GmbH
Auch die Serie 21 hat es bei Guinand bis in die Neuzeit geschafft und wird modernisiert und u.a. mit einem tollen grau galvanisierten Zifferblatt und festen Lünetten (mit/ohne Skalierung) aktuell in 3 Varianten angeboten. Eine ganz ganz feine, tolle Dresswatch im Fliegerlook.
Guinand Serie 21:
https://www.guinand-uhren.de/serie-21/serie-21.html
Quelle: Guinand Uhren GmbH
Nun noch abschließend ein paar aktuelle Impressionen meiner Guinand LL im Winter 2021:
Ich hoffe die längst überfällige Vorstellung der legendären Guinand 20er Leucht Lefty hat Euch gefallen und der ein oder andere bekam nun Lust auf eine Linksuhr bzw. eine Uhr mit Ganzleuchtzifferblatt ?!
Demnächst folgt dann mal noch die ebenso längst überfällige Vorstellung der Guinand 31E mit dem HS81!