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Sonntag, 5. April 2020, 17:00

Flieger B-Uhr Selstbau Tei 1: die Idee

Vor vielen Jahren habe ich mich zusammen mit einem Darmstädter Antik-Händler schon mal ausgiebig mit den alten Originalen auseinandergesetzt.

Laco - Stowa – Lange & Söhne – IWC – Wempe – alle wunderschön, aber in 55 mm Durchmesser untragbar.

Also gingen die alle ihren Weg, nur die alte 1942er Glashütter Tutima (weil tragbar) habe ich in die eigene Sammlung übernommen und behalten.

Nun bin ich hier im Forum durch einen Beitrag von „der onkel“ darauf aufmerksam geworden, dass es mittlerweile unzählige Anbieter von Nachbauten in „tragbarer“ Form gibt.

Von Steinhart und Dekla war da die Rede – also geforscht – Stowa, Laco, Aristo und viele mehr kamen dazu – und schon war der Virus wieder aktiv.

Will ich haben, abgesehen von der Größe soll sie dicht am Original sein, aber an jeder hatte ich was auszusetzen.
  • Wie „der onkel“ schon treffend bemerkte : viele bauen die verschiedenen Größen oft mit dem gleichen Zifferblatt. Das heißt, mit zunehmender Grösse der Uhr, 40, 42, 44, 47 mm wird nur der Außenrand fetter – geht überhaupt nicht – das Original ist außen extrem schlank.
  • Außerdem : eine 47 mm Uhr mit Glasboden und dann einem ETA 2824 Automatikwerk drin, geht auch nicht ( Originalzitat „der onkel“ : sichtbares, erbsengroßes Werk )
  • Dann fehlt bei vielen auch die typische Zwiebel – oder Diamant-Krone.
  • Irgendein Hersteller-Logo auf dem Zifferblatt geht auch nicht.
Also : bleibt nur selber bauen.

Ich traue mir das zu – hab damals schon auf Uhrenmärkten Taschenuhrwerke gekauft, zerlegt, skelettiert, wieder zusammengebaut und mich gefreut, wenn sie wieder liefen.

Mittlerweile ausgerüstet mit kleiner Drehbank und Fräsmaschine sollte es auch kein Problem sein, mal ein Gehäuse auszudrehen oder einen passenden Werkhaltering für ein exotisches Uhrwerk herzustellen.

Nun findet man ja in der Bucht verschiedene Anbieter von Teilesätzen – will heißen, Gehäuse, Zifferblatt und Zeiger für ein bestimmtes Werk. Warum also nicht damit einfach mal anfangen, und dann solange modifizieren, bis ich das Ergebnis akzeptieren kann.

Das war der Plan – und nachdem ich das beim Stammtisch angekündigt hatte, musste ich’s nun auch umsetzen.
Mit ersten Erfolgen, aber das Endergebnis ist noch nicht erreicht.


Fortsetzung folgt

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Donnerstag, 9. April 2020, 23:25

Flieger B-Uhr Selbstbau Teil 2 : die Wahl

Nun zur Auswahl – was will ich eigentlich und in welcher Größe ?

Anfangs war ich mir sicher daß es die Bauform B mit Minutenindex außen und Stundenring in der Mitte sein sollte. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher – klare Ablesbarkeit ist je nach Anwendung ein Thema – aber damit kann man dann ja spielen.

Mit der Größe war’s dann schon schwieriger. Ich besitze Uhren in 42 und 44 mm Durchmesser, aber ob 47 mm an meinem Ärmchen mit 17,5 cm Umfang auch geht und wie das wirkt ?
Kann man eigentlich nur ausprobieren und angucken.
Also einfach mal 2 billige Fliegeruhren mit Quarzwerk geordert – ist kein Verlust – vielleicht verpasse ich denen später dann auch mal ein mechanisches Werk - geht alles.

Mit einem der beiden Quarz-Muster (stelle ich demnächst auch noch vor) habe ich dann beschlossen: 47 mm kann ich tragen und das soll’s auch werden.
Also jetzt die notwendigen Brocken finden.
In 44 mm gibt’s jede Menge Gehäuse, Zifferblätter, Zeiger – wahlweise für ETA 2824-2 oder für Unitas 6497 / 6498.
Bei 47 mm wird’s dann schon dünn (wenn man nicht 6 Wochen auf eine „vielleicht-Lieferung“ aus China warten will), dann brauchen die auch ein Zifferblatt von 41 mm, was kaum einer hat.
Außerdem sind die nur für Unitas vorbereitet – mit der abgesetzten kleinen Sekunde bin ich dann zwar schon wieder ein Stück weit weg vom Original, aber andere Nachbauten haben das teilweise auch – irgendwie wollte ich mal anfangen.

Hab dann bei einem Händler das ganze Paket gefunden, zwei mögliche, passende Zifferblätter und einen erst mal billigen, chinesischen Unitas 6497 Clone dazu geordert, und so sah das aus :

Das linke der beiden Zifferblätter war mir am nächsten am Original (der Pfeil oben darf zwar nicht über der 12 stehen, sondern muss sie ersetzen – außerdem fehlen an dem Pfeil die beiden Punkte – aber egal, war sowieso nicht meine gewünschte Bauform B).
Aber die Zifferblatt-Arie verdient eine separate, eigenständige Folge dieses Berichtes.
Fortsetzung folgt

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Dienstag, 14. April 2020, 21:26

Flieger B-Uhr Selbstbau - Teil 3 : das erste Modell

Dreiteiliges Gehäuse – verschraubter Boden mit Glas – Werk und Zifferblatt von vorne einzusetzen und dann den Lünettenring mit Glas aufpressen – das kann ja heiter werden. Und wie geht das jemals wieder auf ? Ich wollte ja eigentlich mit verschiedenen Versionen experimentieren – aber egal – losgelegt, damit ich mich an solche Arbeiten überhaupt mal wieder gewöhne nach jahrelanger Abstinenz.
Das Werk hat vorne einen Bund, wird von vorne eingesetzt und von hinten mit 2 Halteschrauben im Mittelteil des Gehäuses geklemmt. Das heißt, diese Montageart funktioniert auch ohne montiertes Zifferblatt, was später noch mal äußerst vorteilhaft zum Tragen kommen sollte.


Dann Zifferblatt und mitgelieferte Zeiger drauf und Aufzugswelle kürzen (hatte ich bis hierhin auch noch nie gemacht). Internet-Recherche ist da hilfreich – also Mut, mit einem kräftigen Pianodraht-Schneider mit 2 mm Überschuss abgezwickt und den Rest mühsam auf Schleifpapier vorsichtig runtergeholt bis die zum Gehäuse gehörige Krone bündig anliegt wenn sie aufgeschraubt ist.


Danach die Front nur noch zusammenpressen – Gelächter – der Ring sitzt in der Hartplastik-Dichtung so stramm, daß ich die Kniehebel-Presse aus der Garage holen musste (damit hab ich früher Ventilsitze in Zylinderköpfe eingedrückt).


Kaum war das Ding endlich zu, rappelt’s am Briefkasten : die bestellten, richtigen Zeiger sind da.Jetzt also den Frontring wieder aufmachen. Ich hatte schon mit Problemen gerechnet und einen recht großen, stabilen Gehäuseöffner angeschafft. Aber der Frontring sitzt so sauber und plan auf dem Gehäuse-Mittelteil drauf, daß da keine der mitgelieferten Öffnerklingen dazwischen geht, ohne das Gehäuse zu beschädigen – da geht nur eine sauber und frisch geschliffene Messerklinge.Also zu allem Überfluß auch erst noch einen Klingenhalter für den Öffner gefräst – und damit geht’s jetzt problemlos so weit auf, daß man anschließend mit der abgerundeten Hand-Öffnerklinge sauber in den entstehenden Schlitz kommt und damit vollständig öffnen kann.


Neue Zeiger drauf – Front wieder zugedrückt und fertig war das erste Modell. Aber so kann das natürlich nicht bleiben. Das Zifferblatt geht so überhaupt nicht. In einem Nachbarforum ist einem Kollegen der Beitrag über eine Selbstbau-Uhr gelöscht worden, weil der Aufdruck „Swiss made“ zu lesen war – deshalb hier mal ein vorsichtiges Bild vom vorläufigen Endergebnis.


Das Zifferblatt muss definitiv geändert werden – und das wird der eigentlich spannende, nächste Beitrag über eigene Zifferblatt-Anfertigung.
Fortsetzung folgt

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Dienstag, 14. April 2020, 22:01

Mein Lieber, ganz großes Kino!
Concedo nulli.

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Mittwoch, 15. April 2020, 15:58

Dem kann ich mich nur anschließen! Respekt und vielen Dank für die Aufarbeitung!

Bin gespannt, wie es weitergeht...

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AndiS

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Mittwoch, 15. April 2020, 16:17

Spannende Geschichte, klasse ! Top1
Gruß:
AndiS

Alles hat seine Zeit.


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Ru_di

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Mittwoch, 15. April 2020, 17:01

Mein lieber Scholli,

extra ober affen geile Idee und sehr nett, daß Du uns teilhaben läßt.

Ich finde das Zifferblatt mit dem abgesetzten großen Sekundenkreis sehr schön.

Das erinnert mich an die große IWC Flieger, ein sehr schönes Vorbild.

Bin gespannt wie es weitergeht !
Ganz lieben Gruß

Ru_Di

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Mittwoch, 15. April 2020, 18:47

Da ziehe ich sehr gerne meinen :hatoff:
Vielen Dank das wir die Reise begleiten dürfen.
Die tollen Bilder und die detaillierte Beschreibung, machen es sehr schön verständlich.
Freue mich schon auf weitere Berichte bis zur endgültigen Fertigstellung.
Grüße.....
Ein guter Lehrer bleibt ein Schüler bis an das Ende seiner Tage.

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Grounded Pilot (16.04.2020)

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Donnerstag, 16. April 2020, 23:41

Zwischenbericht

Nein, das ist noch nicht die esehnte Zifferblatt-Arie - der Knaller kommt noch - bleibt neugierig, es lohnt sich !
Erst mal vielen Dank für die vielen lobenden Kommentare und euer Interesse an diesem Projekt - hätte ich gar nicht erwartet.

Ich muss ja nicht mehr arbeiten - hab also eigentlich viel Zeit - aber leider auch viel zu viele Hobbys.
Aber da die ganzen Verlockungen, welche draußen auf mich warten, aus gegebenem Anlaß etwas ausgebremst sind, habe ich trotz der "stay at home"-Devise überhaupt kein Problem - die Werkstatt glüht, und der Online-Handel blüht : muaha

Heute Morgen kam Material - ein zweites Gehäuse und zwei weitere Uhrwerke. Das ursprüngliche Werk, welches in den vorausgegangenen Bildern zu sehen ist, war der billigste China-Kracher der zu haben war - das war für die ersten Versuche auch ok.
Aber es war schmucklos, war noch die "ohne -2" Variante mit nur 18.000 A/h und nicht mal einem Hebel zur Feinregulierung am Rücker.

Die neuen Werke waren nur 10€ teurer und haben Genfer Streifen (die sind bei den Chinesen allerdings nicht geschliffen, sondern werden beim Ausstanzen der Brücken mit geprägt).
Außerdem sind das jetzt die -2 Varianten mit 21.600 A/h, das eine hat einen Hebel zur Feinregulierung am Rücker, das zweite (übrigens jetzt ein 6498 Clone mit der kleinen Sekunde bei 6 Uhr) hat sogar Schwanenhals-Feinregulierung.



Und was heißt das jetzt ? Ich muß mich nicht mehr entscheiden welche Bauform ich eigentlich machen will - es gibt einfach zwei :
Eine Bauform A mit kleiner Sekunde bei 6 und eine Bauform B mit kleiner Sekunde bei 9.

Und die Krönung vom Ganzen : Das zweite Gehäuse kam genau rechtzeitig - ich hatte heute Termin zur Laser-Gravur - jetzt ist auch das legendäre Anforderungs-Kennzeichen drauf.

Jetzt fehlen mir nur noch passende Zwiebel-Kronen, dann wird's richtig.
Fortsetzung folgt

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Dado

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Freitag, 17. April 2020, 08:16

:sensation:

Respekt wer’s selber macht. Tolle Geschichte

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Samstag, 18. April 2020, 13:41

Flieger B-Uhr Selbstbau - Teil 4 : das Zifferblatt-Dilemma

Im Teil 1 hatte ich schon angedeutet, dass ich mit dem Zifferblatt ein richtiges Problem kriegen würde.
Ich wollte eigentlich so nahe wie möglich an das Original ran – da habe ich mir selber ein Bein gestellt mit der Auswahl des Uhrwerkes : es sollte ein Handaufzugswerk sein, so groß wie möglich wegen Gehäuse mit 47 mm.
Da bleibt leider nur Unitas 6497 oder 6498 und deren Fernost-Kopien – damit taucht dann eine abgesetzte kleine Sekunde bei 9 oder bei 6 auf, was nun mal gar nichts mit dem Original zu tun hat.
OK, diese Kröte musste ich fressen, aber sonst war ich zu keinen Kompromissen bereit – und das hätte ich gemusst, wenn ich ein fertiges Zifferblatt gewählt hätte.

In 37 bis knapp 39 mm (wie sie für ein 44 mm Gehäuse passen) sind eigentlich ganz brauchbare ZBs erhältlich.
Ich brauche aber 41 mm und da finde ich nur das folgende, und der einzige Laden hier der es anbietet (außer China), stellt sich seit Februar tot und antwortet auf nix.



Aber hier stimmen ein paar andere Dinge nicht : Die Proportionen – der Pfeil bei Zwölf ist viel zu fett und sollte auch keinen Gegenpfeil auf dem Minuten-Index haben – und die Einsen im Stundenring sollen keinen Aufstrich haben – und die Vieren müssen oben offen sein – und es fehlen die Leuchtpunkte auf dem Stundenkreis

Man möge mir verzeihen, ich bin irgendwas zwischen pingelich und inkonsequent. WeisseFahne2

Also – was kann man mit Hobby-Mitteln selber machen ?
Bleche stanzen und Tampon-Druck – keine Chance.

Auf dem Computer mit einem gescheiten Grafik-Programm zeichnen geht schon mal. Und dann ?

Drucken lassen geht auch (unbezahlbar oder 1,5 bis 3 €/Stück bei Mindestabnahme von 200 bis 500 Stück).

Selber drucken auf Fotopapier und auf ein beliebiges, passendes ZB auflegen – das muss gehen.

Ausprobiert bei einer der billigen Quarzuhren – mit mäßigem Erfolg : das wird zu dick und die Zeigerwellen sind dann zu kurz. Könnte gehen, wenn man das darunterliegende ZB schleift – wenigstens die Leuchtmasse runter – aber das probiere ich später mal.

Und jetzt kommt der Vorteil meines dreiteiligen Gehäuses voll zur Geltung – hier muss ich kein passendes ZB unterlegen. Mein neues ZB muss nicht mal über ZB-Füße mit dem Werk verbunden werden – es kann einfach plan vorne auf dem Werk aufliegen und wird dann durch den aufgepressten Frontring geklemmt. Es muss lediglich stabil genug sein, damit es die Federscheibe, welche in der Mitte das Stundenrad im Eingriff hält, stützt (bei einem Werk mit Zentralsekunde würde ich auf diese Weise sogar die Krone auch noch nach links kriegen, weil sich das ZB ganz einfach drehen lässt).

Ausprobiert – es geht !!! Also ran an’s Design.

Im Internet Bilder von alten original-B-Uhren und Zifferblättern in sauberer Frontansicht gesucht, welche sich am Bildschirm mit der Schieblehre genau ausmessen lassen.
In Verbindung mit alten Zeichnungen lassen sich so alle Elemente auf dem ZB maßstabsgerecht auf mein gewünschtes Format runterrechnen und die Proportionen stimmen damit – Strichlängen, Charakter-Größe und -Lage/Position, einfach alles.





Hier, als Beispiel, ein original ZB einer Laco Bauform B, das original ZB einer Lange & Söhne Bauform B, und eine Lange & Söhne Bauform A

Interessant ist, dass sich die ZBs der Bauform A bei den alten 5 Herstellern minimal unterscheiden, bei der Bauform B sind sie identisch.

Die wesentlichen Merkmale der Originale, welche bei heute angebotenen, kaufbaren ZBs oft nicht stimmen :

Bauform A
  • Die 5-Minuten-Indizes haben die doppelte Länge der Einzelminuten und auch doppelte Breite.
  • Die Einsen haben keinen Aufstrich.
  • Die Vier ist, bei den fünf Herstellern unterschiedlich, oben geschlossen oder auch offen.
  • Die Zwölf ist durch einen Pfeil (gleiche Charakter-Höhe) mit zwei Punkten ersetzt

Bauform B
  • Die 5-Minuten-Indizes haben die doppelte Länge der Einzelminuten, nur bei 15, 30 45 und 60 auch doppelte Breite.
  • Die Einsen im Minutenkreis haben einen Aufstrich.
  • Die Einsen im Stundenkreis haben keinen Aufstrich.
  • Die Vieren sind oben offen.
  • Die Sechzig ist durch einen Pfeil (gleiche Charakter-Höhe) ohne zwei Punkten ersetzt.
  • Auf dem Stundenring befindet sich für jede Stunde ein Leuchtpunkt.
So, die Dinger muss ich maßstabsgetreu zeichnen und dann mit einer abgesetzten, kleinen Sekunde verschandeln.
Auf meinem Computer dümpelt noch ein Grafikprogramm rum, mit welchem ich ganz gut zurechtkomme (ehemals MicroGraphics, jetzt Corel Designer10).

Der Minuten-Indexring ging einfacher, als ich befürchtet hatte. Einfach einen Kreis mit einem Strich bei Zwölf und dann 60 mal copy & paste und jedesmal 6° um den Kreismittelpunkt gedreht.
Hilfkreise für die verschiedenen Längen und Positionen – alles ganz easy – aber dann die Schrift.
Über 40 verschiedene Schrifttypen probiert und keine erfüllt alle Anforderungen.
Das hier war dann für mich ein vertretbarer Kompromiss : die einzige, mit oben offener Vier, dafür stimmt die Sechs und die Neun nicht. Den Aufstrich der Einsen im Stundenring habe ich selber künstlich wegradiert.



Dann noch die kleine Sekunde an die exakte Position gesetzt, einmal bei 9 Uhr und einmal bei 6 Uhr für die beiden Unitas-Werke, und dann alles auch noch mal für die Bauform A.



Für den eigentlichen Ausdruck auf Fotopapier dann noch „Nutzen“ gemacht - das DIN A4 Blatt voll - zu jeder Version auch noch eine ohne die kleine Sekunde ( für den Fall, dass ich doch noch ein passendes Werk mit Zentralsekunde finde) und den verbleibenden Platz noch mit einer 36 mm Variante (für die „Kleine“ mit dem Quarzwerk) aufgefüllt.

Fortsetzung folgt

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Samstag, 18. April 2020, 19:11

In den unsterblichen Worten eines anderen Loddar: Höchste Quallidädt!
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Sonntag, 19. April 2020, 16:32

Flieger B-Uhr Selbstbau - Teil 5 : das Zifferblatt-Dilemma (Fortsetzung)

So, jetzt hatte ich Zifferblätter. Einfach mit der Schere entlang der Außenmarkierung ausschneiden, das ist genau genug, der 1 mm breite Rand des Frontringes deckt leichte Unregelmäßigkeiten am Umfang ab.

Nun mussten aber auch noch die Löcher für die Zeigerwellen rein.

Anfänglich hatte ich nur eine normale Lochzange.
Die hat als kleinsten Durchmesser leider nur 2.5 mm. Für das zentrale Loch ist das ok, das wird vom Bund des Stundenzeigers abgedeckt. Aber für den Sekundenzeiger viel zu groß.

Egal, ich wollte vorwärtskommen und endlich mal was sehen – also einfach mal gemacht.

Heraus kam das zweite Modell, Bauform B, welches ich am 05. April schon mal in „Welche Uhr habt ihr heute an ?“ gepostet hatte :



Aber da gab’s noch immer genug dran auszusetzen : Die Lochung für die Sekundenwelle war so groß nicht akzeptabel.
Also hab ich Locheisen (sogenannte Lochpfeifen) in 1 und 1.5 mm angeschafft. Das ging aber erst recht nicht, die hatten einen so stumpfen Kegel, dass sie einen noch größeren Eindruck hinterlassen haben, egal wie hart der Untergrund beim Lochen war.



Alle Versuche ohne Erfolg, bis die Fräsmaschine dran war – ein sauberer, neuer Stirnfräser macht Löcher wie gelasert (darf man eigentlich niemandem erzählen : ich fräse Löcher in Papier )



Jetzt hatte ich Zifferblätter wie sie sein sollten – fast – die leuchten ja nicht im Dunklen. Die Ur-Idee war Leuchtmasse zu beschaffen und sie unter dem Mikroskop mit einem feinen Uhren-Öler von Hand aufzutragen.
Bei der Suche nach der geeigneten Leuchtmasse bin ich dann aber zufällig auf die genialste Lösung gestoßen – es gibt bedruckbares Leuchtpapier !!!

Bei meinem Zifferblatt sind ja nicht die Symbole weiß gedruckt, sondern das ist das unbedruckte weiße Papier – der Rest ist schwarz abgedeckt – das muss
funktionieren.
Material angeschafft, ausprobiert – und – das Ergebnis ist phänomenal



Wie ich im „Zwischenbericht“ angekündigt hatte, wurden daraus jetzt 2 Uhren - eine Bauform A und eine Bauform B.
Die Gehäuse sind mittlerweile mit Anforderungs-Kennzeichen graviert, alles zusammengebaut, Armband dran, was soll ich sagen : „Ich habe fertig“ ?



Nein – immer noch nicht. Bei der Bauform B ist der Stundenzeiger noch zu lang – der darf nicht über den Stundenkreis hinausragen.
Vielleicht probiere ich da mal einen, der für ein Gehäuse mit 44 mm gedacht war.

Dann fehlt mir eigentlich noch die Zwiebelkrone. So was findet man passend zur Aufzugswelle, aber möglicherweise mache ich damit die Wasserdichtigkeit zunichte. Mit der jetzigen, zum Gehäuse gehörenden Krone ist das Ding 5 Atm wasserdicht.
Aber ich denke, mit einer dieser Uhren werde ich wahrscheinlich nicht Baden gehen – da begleitet mich dann wieder mein Arbeitspferd : die 142

Es kommt noch eine letzte, abschließende Folge mit etwas detaillierteren Fotos von meinem Machwerk.

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Sonntag, 19. April 2020, 16:37

Preiswürdige Story!
: applaus gruppe

Hast Du nicht Angst davor, mit Anfragen für Sportverein/Firmen/Forums(!)-Uhr-Anfragen überrannt zu werden? :D
Watches are the only jewelry men can wear, unless you're Mr. T
Gordon Bethune

@tapir_ffm
https://linktr.ee/tapir_ffm

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Sonntag, 19. April 2020, 17:13

Ein tolles Projekt : wie geil und einige bemerkenswerte Kniffe bei der Umsetzung !! : AlterSchwede
Ich gratuliere, das Ergebnis kann sich sehen lassen : applaus .
Ich krieg' richtig Lust, auch so etwas zu versuchen - aber ich bin noch beim Materialien- und Werkzeug-Zusammensuchen... :ash:

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Montag, 20. April 2020, 06:43

Herzlichen Dank, dass du uns an deinem Projekt teilhaben lässt. Tolle Uhr.
Lg

Derzwiebelkrieger16

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