Ich habe die etwas nervige Anfahrt mit der Bahn keine Sekunde bereut; mit hat die Watchtime sehr viel Spaß gemacht, am Ende blieb fast keine Zeit (und Konzentration) mehr!
Die Watchtime ist m. E. (oder wie der Uhrenblogger auf Insta sagen würde: imho) sehr vielseitig.
Man trifft dort viele kleine, unabhängige und/oder neue Firmen, aber auch etablierte (wie Oris) und welche aus Konzernen (wie Girard-Perregaux).
Eines ist wohl aber allen gemeinsam: hier sieht man die Uhren, die es in den Innenstädten ansonsten schwer haben. Das ist für mich eine stimmige Positionierung der Watchtime.
Der absolute Alleinstellungsmerkmal der Watchtime sind für mich aber die Gespräche.
Ich habe gestern an Ständen wie Czapek, Ulysse Nardin, Oris, Formex u. a. ausführliche Gespräche geführt, die weit abseits von Verkaufsgesprächen waren, die sich sehr allgemein um Mechanik, Märkte, Margen, Menschen, etc. drehten … sprich ich bin einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen: lernen.
Hier ein kurzer, einfach nach meinen persönlichen Vorlieben kurierter, Bericht von der Watchtime:
U. a. hatte ich mir vorgenommen ein Augenmerk auf
Uhren mit integriertem Stahlband zu legen. Das habe ich auch gemacht, habe auf dem Heimweg dann aber gemerkt, dass ich mir dann doch noch zu wenig Zeit genommen habe, die Eindrücke zu strukturieren, damit ich sie weitergeben kann. (Notiz an mich selbst: nächstes Mal mehr Zeit für Notizen und gute Fotos einplanen)
Daher hier nur ein paar recht mäßige Fotos und die Erkenntnis, dass Uhren mit integriertem Stahlband im Kommen sind.
Und dass sie alle recht gut gemacht sind; so richtig integriert sind dann aber doch nicht alle: bei der Oris beispielsweise sieht man den Bandansatz recht deutlich, das (Titan-)Band ist aber *sehr* interessant gestaltet (nicht auf dem Foto zu sehen).
Viel besser als auch den Fotos fand ich das Nomos-Band, aber integriert ist das nun gar nicht.
Das Oris-Band und die Integration des Bell&Roll-Bandes hat mir sehr gut gefallen, aber so richtig »klick« gemacht hat es nirgends, auch nicht bei der viel teureren Girard-Perregaux.
Alle gut gemacht, aber nicht so richtig begeisternd.
(Bei Oris gab es übrigens nicht nur ein tolles Band, sondern auch einen virtuellen Rundgang durch das skelettierte Werk zu sehen; und das Preis-Leistungsverhältnis der abgebildeten Uhr ist für das was geboten wird auch wirklich der Hammer.
Aber dann war da ja noch
Porsche Design.
Eine Marke, die ich sowohl bei Uhren als auch bei dem Rest nicht so mag, das Design ist mir oft zu »glatt« und die Preise zu … „geht’s noch?!“.
Die neueren Uhren, die sich marketing- und real-technisch etwas am Auto orientieren (s. die Drücker des neuen Chronos!) sind da schon eher meins.
Und dann sah ich das neue Stahlband (Achtung es gibt zwei Generationen/Varianten) an der UTC.
Was für ein Hammer-(Titan)-Band!
Dazu eine Schließe mit einfacher und … geiler … Schnellverstellung.
Leider kein Bild gemacht, daher hier ein Link mit dem Hinweis sich auf dem zweiten Foto das *Profil* der Glieder anzuschauen.
https://www.zehnvorzwei.de/porsche-desig…globetimer-utc/
Für mich ist dieses Band eine der Entdeckungen der Watchtime.
(Und ja, die UTC ist auch eine geile Uhr.)
Apropos Entdeckungen:
Sven/FrY_257 machte mich als Markenbotschafter ;.) ja schon vorher auf
Formex aufmerksam.
Insbesondere die neue aus Carbon und Keramik hat mich interessiert.
Im Original (Leichtgewichte muss man mögen) war sie tatsächlich eine super Uhr. Eine noch »geheime« durfte ich dank Sven auch sehen - noch besser (Foto gibt’s aber vereinbarungsgemäß nur von der «offiziellen«)!
Eine tolle Uhr und eine sehr sympathische Firma.
Auf der Watchtime sind ja wie gesagt Firmen/Marken, die andere Wege gehen (müssen) als den klassischen über Wempe/Christ et al.
Das macht Formex sehr, sehr gut.
Man unterhält sich mit dem Chef selbst, und der labert keine Plattitüden, sondern klärt kompetent über technische Details auf, während man Espresso aus Pappbechern (hier positiv von mir besetzt!) trinkt. Über weitere Marketingmaßnahmen wie das Abendessen hat Sven ja schon berichtet.
Auf das gesamte Standteam war sehr engagiert (zugegebenermaßen traf das aber auf fast alle Stände auf der Watchtime zu!) und sympathisch.
»Meine« (nicht bestellt,-)) Formex ist aus Carbon mit Keramik-Lünette und Nylon-Band (letzteres mit neuer, sehr cleverer, Feinverstellung (und einer kleinen Ähnlichkeit zu ochs und junior Bändern)), mit Formex-eigener Gehäusefederung. Die perfekte Sportuhr für weit unter 2k mit STP-Werk (Schweizer ETA2824 Klon).
Formex solltet Ihr Euch mal anschauen, da geht noch was!
Michael/Citizen führte mich gleich zu Beginn zu
Bremont. Die kennt ich schon vorher, aufmerksam wurde ich auf die Marke, da sie ein (auf Bildern zumindest) hervorragendes Natoband anbieten.
Bremont setzt ganz auf die Militär-Karte, beliefert wohl auch die Britischen Truppen.
Dass man mit dem Hersteller von Schleudersitzen zusammenarbeitet und die Uhren daraufhin testet finde sich schon beeindruckend. Auch Bremont verfügt über ein eigenes Shockabsorbersystem und die Gehäuse sind auch gehärtet. Ich finde, man kann Bremont ein wenig mit Sinn vergleichen. Für meinen Geschmack (und ich habe lange für die Insel gearbeitet und mag die Briten sehr) setzt man aber etwas »too much« auf Militär und »British Engineering« und die britischen Beiträge zur Uhrmacherei etcetc.
Mit Michael sah ich zu ersten mal die Uhren live und war echt angetan.
Besonders interessant fand ich die Servicepolitik: Bremont ist richtig teuer (imho;-)), aber beim Service will man unter 400€ zu den günstigen gehören. Das wird insbesondere deutlich, wenn man bedenkt, dass zum Service auch der Austausch des Gehäuses (das ist ähnlich wie bei Formex zweigeteilt; s. Bilder später (orange)) auch der Austausch des gehärteten Gehäuses gehört, falls doch Kratzer oder Dellen drin sein sollten.
Insgesamt sehr coole Teile, ich bin sicher, auch hier wird man in Deutschland noch mehr von hören.
Und dann war da noch Ulysse Nardin.
Eine Konzern-Marke (gehört zu Kering wie auch mir eher unsympathische Marken wie Gucci oder Balenciaga), die aber eine starke Geschichte hat, die man heute immer noch spüren kann. Und ich will auch nicht verheimlichen, dass sie auch stiller Teilhaber meiner Lieblingsmarke ochs und junior sind. Der Gründer von ochs und junior, Ludwig Oechslin, ist eng mit der Geschichte der modernen Ulysse Nardin und dem Erfolgsmodell »Freak« verbunden:
https://www.ulysse-nardin.com/portraits/…ludwig-oechslin
Wo kann man diese Uhren schon mal liebe sehen, geschweige denn einfach so anlegen?
Hier wurde man (auch) sehr freundlich aufgenommen und wir konnten auch gleich was über die spezielle Emaille-Technik erfahren, die die Marke auch noch pflegt.
Eine weitere Marke will ich noch kurz erwähnen:
Czapek
Hatte ich gar nicht auf dem Schirm und ist nicht meine Gehalts/Erben-Klasse-
Macht aber wunderschöne und ungewöhnliche Uhren
(Eine kleine Geschichte nebenbei: hier wurde am ersten Tag eine Uhr geklaut, ohne dass die Standbesatzung das merkte. Die »Aktion« wurde aber wohl beobachtet und vom Sicherheitsdienst (den ich gar nicht wahrgenommen habe) »geregelt«.)
Interessanterweise macht der sehr nette und auskunftsfreudige/fähige Kollege dort auch die deutsche PR für Formex …
Meine Highlights:
Porsche Titanband, Ulysse Nardin Diver mit kleiner Sekunde und Formex
Und zum Abschluss noch ein paar orangene Impressionen: