Insbesondere der Stundenzeiger der T1 wurde bei der ersten Vorstellung im Jahr 2013 meist als „Designunfall“ und „völlig misslungen“ wahrgenommen.
Wahrscheinlich ist das für viele bis heute so und stellt die Sinn ins emotionale Aus, ohne sie sich genauer angeschaut zu haben.
Die mächtigen 45mm der Herstellerangabe beschreiben viele als nicht zeitgemäß, damit ist die Uhr nur mit Kompromissen tragbar.
Das kissenartige Gehäuse ist völlig unförmig und in keiner Weise mit den beliebten U-Gehäusen vergleichbar.
Und wie bitte?
Was soll das unförmige Ding kosten?
2.800,-- EUR ?
Spätestens jetzt geht das Buch zu.
Für Viele endgültig.
Auch bei mir war das so. Meine erste Wahrnehmung der T1 und ihrer kleineren Schwester T2 war ähnlich.
Doch wie so oft im Leben entdeckt man, wenn man will, die wahren Qualitäten erst auf den 2. Blick.
Dazu muß man sich aber auf das Gegenüber einlassen.
Bei regelmäßigen Besuchen im Füldchen fiel mir die T1 irgendwie immer wieder in die Hand, auch beim Erscheinen der T1B war das so.
Lassen wir jetzt den Stundenzeiger einfach mal außer Acht. Schauen wir uns die Uhr mal genauer an:
Ablesbarkeit:
Kaum eine andere Sinn-Taucheruhr, auch nicht die UX, bietet einen solch starken Kontrast zwischen Zifferblatt und Zeigern. Ich habe bisher nicht ergründen können, woran dies liegt: Ist es eine neue Entspiegelung, die das Blatt klarer erscheinen lässt ? Verwendet Sinn eine andere Farbe für die Zeiger mit höherem Blauanteil, um die Zeiger noch leuchtender erscheinen zu lassen, ähnlich wie dies bei weissen Kfz-Lacken praktiziert wird?
Keine Ahnung, aber das Ergebnis überzeugt mich. Die Uhr ist perfekt ablesbar.
Dann die "Farbcodierung der Nachleuchtfarbe von Minutenzeiger und Hauptmarkierung auf dem Drehring zum sicheren Ablesen von Merkzeiten": Die etwas ungelenke Produktbeschreibung auf der Sinn-Heimseite bezeichnet die Ausführung der Superluminova von Minutenzeiger und Drehring-Dreieck in hellem Grün, während alle anderen Markierungen, auch der Sekundenzeiger, in hellem Blau-Türkis erleuchten.
Das sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern ist äußerst funktional.
Dieses Feature ist nebenbei einzigartig bei Sinn, das gibt es nur bei der T1 und dem Schwestermodell T2.
Verwunderlich, warum Sinn dies nicht auch in anderen Uhren anbietet, weil dies die Ablesbarkeit deutlich erleichtert, sicherlich in der Produktion kaum teurer ist und wie gesagt, einfach verdammt gut aussieht.
Das perlgestrahlte Titangehäuse in hochfestem Grade 5: Das niedrige Gewicht von 71 Gramm (identisch mit EZM9) ist nur ein Vorteil, mit zunehmender Tragezeit lernt man eine mindestens genauso interessante Eigenschaft von Titan kennen:
die deutlich höhere Temperaturleitfähigkeit. Während eine Stahl-Uhr einige Zeit benötigt, um sich der Körpertemperatur anzupassen, geschieht dies bei einer Titanuhr innerhalb weniger Sekunden. Damit gewinnt man keinen Krieg, dies ist aber eine sehr angenehme Eigenschaft, die den Tragekomfort zusätzlich erhöht.
Der Minutenzeiger in Pfeilform:
Aus gutem Grund gibt’s bei vielen Taucheruhren schon seit Jahrzehnten einen sehr dominanten Minutenzeiger, denn nicht nur bei Tauchgängen, auch im Alltag ist dies der wichtige Zeiger.
In der Produktbeschreibung bei Sinn steht, dass dieser Pfeilzeiger erstmalig bei Sinn eingesetzt wird, was so nicht ganz stimmt.
Bereits bei der Sinn 8820 gab es dies in den 80er Jahren.
Das Gehäuse:
Eine flache Bauweise von 12,5mm und das sanft geschwungenes Gehäuse ist toll gemacht. Der geneigte Interessent möge bei Gelegenheit einfach der Kopf zur Seite neigen und betrachten, wie die Uhr am Arm anliegt: Während eine UX oder U2 auf dem Arm aufliegt, schmiegt sich die T1 bequem an die Rundung an.
Während die U-Modelle über keinen Kronenschutz verfügen, ist bei der T1 ein Kronenschutz in das Gehäuse integriert. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch praktisch. Weniger praktisch ist, dass die Hörner nicht durchbohrt sind, wie man dies von U-Modellen gewohnt ist, das macht einen Bandwechsel etwas aufwändiger.
Subjektiv betrachtet, ist die T1 genau so gross wie die UX.
Die Lünette:
Dass die Sinn-Tegimentierung kein Modegag ist, sondern deutliche Vorteile bietet, zeigen die gehärteten Drehringe der U-Modelle seit mittlerweile über 10 Jahren im täglichen Einsatz, und die Lünette ist sicherlich das am stärksten beanspruchte Gehäuseteile einer Taucheruhr. Auch im Alltag hilft die Technik im täglichen Kampf gegen Türrahmen, heftige Treffer oder all die anderen Widrigkeiten des Alltags. Diese Lünetten sehen auch nach vielen langen Jahren noch immer aus wie neu. Beispiele finden sich hier zur Genüge, und auch die T1 greift auf diese bewährte Technik zurück.
Nicht neu bei Sinn ist der
„unverlierbare Sicherheitsdrehring“, bekannt aus der U1000:
Erst durch ein Niederdrücken an 2 gegenüberliegenden Punkten lässt sich die Lünette zuerst drücken und dann drehen. Insbesondere die Qualität der Ausführung macht Spaß: Sinn ist es gelungen, den Mechanismus so auszuführen, dass die Lünette mit nur leichtem Druck ohne Verkanten gedreht werden kann. Die Finger greifen automatisch in die Aussparungen der Lünette, diese fühlen sich genau fingerbreit an. Das ist sicher kein Zufall. Wer auf eine tolle Haptik steht, wird hier begeistert sein.
Das Werk:
Das mechanische Werk der Festina-Tochtergesellschaft SOPROD, Typ A10-2 ist bisher bei Sinn wenig bekannt. Dennoch ist es das bekannteste Uhrwerk des schweizer Werkeherstellers und lässt sich am ehesten wohl mit dem ETA 2892 vergleichen. Es ist etwa 1 mm flacher als das bekannte ETA 2824-2. Das Uhrwerk ist preislich überhalb der ETA Uhrwerke angesiedelt, wie die Recherche ergab. Das Werk gibt es übrigens auch mit Mondphase, sowie einer Gangreserve-Anzeige, mit Großdatum oder einer kleinen Sekunde. Vielleicht bietet sich mit diesem Werk die Möglichkeit, zukünftig neue Features anzubieten.
Ich würde mir eine Taucheruhr von Sinn mit Gangreserve wünschen, neben dem optischen Reiz bietet diese Komplikation einen elementaren Vorteil:
die Anzeige der Einsatzbereitschaft.
So.
Wer bis jetzt geduldig durchgehalten hat und alle Bilder aufmerksam angeschaut hat - sich dadurch auf die Sinn eingelassen hat- weiss nun auch, warum der Stundenzeiger so kurz ist.
Wie so oft, hat alles einen Grund.
Tja, und ganz zufällig passt die Uhr zu meinem heutigen Tag !
Abschließend noch alle relevanten Daten der Sinn:
Werk:
SOPROD A10-2, Automatikaufzug, 25 Rubinlagersteine, 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, Sekundenstopp
Gehäuse:
Gehäuse aus hochfestem Titan, perlgestrahlt, Deckglas aus Saphirkristall, beidseitig entspiegelt
Funktionen:
Taucherdrehring mit Minutenrastung und nachleuchtender Hauptmarkierung
Minutenzeiger in Pfeilform zum sicheren Erfassen der Merkzeit
Farbcodierung der Nachleuchtfarbe von Minutenzeiger und Hauptmarkierung auf dem Drehring zum sicheren Ablesen von Merkzeiten
SINN Technologien:
Drehring mit TEGIMENT-Technologie und damit besonders kratzfest
Unverlierbarer Sicherheitsdrehring
Ar-Trockenhaltetechnik, dadurch erhöhte Funktions- und Beschlagsicherheit
Temperaturresistenztechnologie, dadurch funktionssicher von – 45 °C bis + 80 °C
Maße und Gewicht:
Gehäusedurchmesser: 45 mm
Bandanstoßbreite: 22 mm
Gesamthöhe in Mitte der Uhr: 12,5 mm
Gewicht ohne Band: 71 Gramm
Garantiezeit:
3 Jahre
Art-Nr. 1014.010:
Preis (Stand: 17.04.16) mit Lederarmband: 2490,-- €
Preis mit Massivarmband: 2750,-- €
Preis mit Silikonarmband: 2800,-- €
P.S. : Für alle Zweifler: Dieser Beitrag hat nichts damit zu tun, sich eine Hässlichkeit schön zu reden. Sondern sich geduldig auf etwas einzulassen und nicht den ersten Eindruck endgültig entscheiden zu lassen.