Vorwort
ich bin, wie in meiner Vorstellung zu lesen ist, kein Uhrensammler, Stoffhandschuhträger oder Uhrenschoner. Ich bin ein segelndes Weißhaupt gesetzten Alters.
Instrumente kaufe ich mir nur bei Bedarf oder erkennbarem Mehrwert. Das war 1986 so und 2002 wieder als Uhr Nummer 1 revidiert werden musste. Nr. 2 (mit einem auf 7750 basierenden Werk) wurde 2010 beschädigt und die Instandsetzung sollte länger dauern so dass 2011 Ersatz her musste weil ich mich an den Chrono gewöhnt hatte und Nr. 1 nur eine 2. Zeitzone bietet.
Also bitte lest es so: Das sind MEINE Erfahrungen unter MEINEN, vielleicht nicht mehr alltäglichen, Einsatzbedingungen die m.E. Chronos schon seit Jahrzehnten aushalten und für die sie gemacht wurden bevor es Quarzwerke und GPS gab. Der Bericht betrifft ausschließlich meine Uhr. Andere Sinn Produkte habe ich nicht.
Vowort ENDE
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Nach dem ich die Fa. Sinn auf einer Messe in Düsseldorf kennengelernt hatte dachte ich an eine Lösung um für die Übergangszeit was zu haben das Nr. 2 ähnelt aber vom Preis überschaubarer war.
So hab ich mir eine Uhr auf Basis 144 Ti zusammengestellt. Da ich Volldatum (Day Date) wollte und die Versprechen von Diapal und AR glaubwürdig rüber kamen ließ ich die 144 Ti auf Diapal umrüsten (das gab es serienmäßig nur für die GMT die jedoch lediglich Date hat), dazu weiße Zeiger der 203, AR, Feinreglage, Rotor-Gravur "Diapal" weil das nicht auf dem Ziffernblatt steht, Titan- und Lederband, 5 Jahre Garantie. Irgendwie gefiel mir im Katalog eine Holz-Box mit Lupe, Werkzeug und Schnupftuch von den Finanzplatzuhren deutlich besser also hab ich auch noch ne Kiste dazu packen lassen. Und das Reiseetui. Mehr gab's nicht.
Ein Top-Werk konnte man auch gegen Aufpreis nicht einbauen lassen. Mehr kann ich als Kunde für die Firma auch nicht tun und ich dachte man merkt dass ich nicht ganz Normal bin.
Vielleicht auch deshalb weil ich mir schriftlich bestätigen ließ dass es die aller letzte Ti ist und es danach nur noch St gibt. Vermutlich reduzieren Ti-Gehäuse schlicht die Gewinnspanne.
Erster Eindruck?
Schöne Uhr. Sieht aus wie gewünscht und Nr. 2 recht ähnlich.
Das Ti Armband dagegen ist mehr arm wie Band. Die Schließe ist ein simples Blech-Ding. Das Band sagen wir mal "lateral ungezwungen". Die Stifte und Schrauben sind aus Stahl, nicht aus Ti.
Die Holzkiste hat zwar 120.- extra gekostet, das Inlay passt aber nicht sauber zur Uhr und dem zusätzlichen Leder-Band. Da hat man nur ins Regal gegriffen und nicht mal die Uhr reingelegt. Unfein.
Fangen wir mit den technischen Gebrechen an:
Ich hab mit dem beigefügten Werkzeug das Band wechseln wollen aber leider viel das Dingvorher glatt auseinander. Email an Sinn, Photo dazu, neues Werkzeug bekommen.Kann ja mal passieren! Kein Thema.
Los geht's. Eintragen.Das hat man mir auf der Messe genau erklärt. Meine Nr. 1 hatte ich zwar auch neu gekauft aber die lief von Anfang m.E. genau (9-11s+/Woche). Nr. 2 war etwas schlechter und schwankte durch die damals relativ häufige Chrono-Benutzung verständlicherweise mehr.
Nach den ersten Wochen war ich hinsichtlich des Gangs der Sinn (die ja ein "verbessertes" 7750 hat) erstaunt. Mir schienen das im Dauerbetrieb (Schiffe im Wasser bewegen sich nunmal) mehr wie +10s pro Tag zu sein. Aber Geduld. Es steht ja noch die bereits bezahlte Feinregulierung an.
Erste Tests ergaben
ie
- Ablesbarkeit unter Wasser würde ich bis etwa 25m als tadellos bezeichnen. Ich habe sie ein paar mal neben dem Tauchcompi getragen und war zufrieden.
- Das Lumi ist nicht der Hit aber da sind ja auch keine riesen Klötze sondern feine Instrumentezeiger und viele Skalen drauf. Also kein Kritikpunkt.
- Die Blech-Schließe am Ti-Band ist nach ein paar Wochen verkratzt. Für mich kein Problem.
- Datumseinstellung erfordert Feingefühl da der Rastpunkt beim Rausziehen eher weich ist. OK mag ja so gewollt sein und geht auch.
- Chronodrücker gehen hart. Man könnte das als taktiles Feedback bewerben. Auch kein Problem.
Nach ein paar Monaten nervte mich das Ti-Armband da immer mal wieder die Taucherverlängerung ungefragt aufklappte und die Uhr sich verselbstständigte.
Zum Glück ist sie mir da nie in den Teich gefallen...
Also Massiv-Armband gegen das Lederband getauscht und mit der simplen Dornschließe war erstmal Ruhe. Ins Wasser musste sie dann ne Zeit lang auch nicht mehr.
Ab zur Feinregulierung und vorher noch die tägliche Abweichung brav notiert.
Zum Ti-Armband bzw. dessen Schließe erhielt ich die vielsagende Auskunft dass man das auch mit ner Zange nachbiegen könne wenn es zu leicht aufgeht und man bei Sinn auch nichts anderes machen würde
Uhr kam feinregliert zurück. Super. Jetzt läuft sie nur noch +8s/d. Auf Nachfrage ist das für Sinn voll ok. Egal was sie da alles eingebaut haben...
Da beschlich mich erstmals der Verdacht dass ich vielleicht "billig" gekauft habe.
Einige Zeit (Jahre) hatte ich mich an den Gang gewöhnt, regelmäßig nachgestellt und trug die Uhr nun abwechselnd mit Nr. 1 (die ich seit der Revi geschont hatte).
Etwas später, also 2016, noch in der Garantiezeit, löste sich dann das Lederband in Wohlgefallen auf. Man will es nicht glauben aber das Band war am Anstoß auf der Innenseite nur geklebt, nicht etwa wie es von vorne aussah durchgenäht. Und diesmal steckte die Uhr in zwischen zwei Brettern auf einem Steg. Dusel pur.
Dass es das nicht gibt musste ich dem Hersteller mit Bildern und einigen Mails widerlegen...
Zwischenzeitlich war allerdings der Rotor auffällig laut geworden, die Datumseinstellung ging kaum noch und die Uhr blieb stehen nachdem ich sie mal einen Tag und eine Nacht an Land in nem Hotel ablegte.
Einschicken und rummailen zog und zieht sich bei mir immer etwas in die Länge weil ich wenig Zeit für solche Dinge aufwenden mag und kann. Letzlich war dann die Garantie gerade um wie die Uhr zurück ging.
Wieder mal hin und her und diskutiert mit dem Ergebnis dass die Uhr kulanterweise repariert wurde.
Es wurde nach 5 Jahren so ziemlich alles getauscht. Einschließlich den Diapal-Teilen, dem Rotorlager, der Krone samt Welle und weiß der Herr was da noch alles in den Tütchen war. Sogar die Ti-Schließe wurde getauscht und nicht nur nachgebogen.
Natürlich war ich froh dass ich jetzt wieder eine funktionsfähige, wenn auch optisch nicht aufgearbeitete, Uhr hatte. Nach den Erfahrungen der beiden anderen Uhren nahm ich an dass die optische Aufarbeitung bei einer Revision dabei wäre was bei Sinn offensichtlich niht der Fall ist. UND ich glaubte dass es ein Ausrutscher oder eine Montagsproduktion war. Der Gang war nicht entscheidend besser, aber daran hatte ich mich ja gewöhnt.
2018 ist dann ein Bolzen im Ti-Band gebrochen. Abgefallen ist es nicht. Eigentlich wollte ich es noch reparieren lassen aber dann lag es lange in irgendeinem Schapp und ich kam nicht dazu es einzusenden.
Ende 2019 fiel mir wieder auf, dass der Rotor lauter wurde. Auch die Datumseinstellung ging mal nicht zuverlässig. Vielleicht ein Ausrutscher? Sicher war ich mir erst wie die Uhr Anfang 2020 wieder nach nicht mal 24 regungslosen Stunden stehen blieb. Da habe ich die "Sinn" dann endgültig weg gestaut.
Neulich habe ich sie zum Service geschickt und ein Angebot erhalten. Nächste Revision.Wieder das ganze Programm. €460.- (360 Revi, 55 AR-Pups, 20 Bandrep, 25 Versand...) OHNE Aufarbeitung von Gehäuse und Band. Mit wären es dann fast 800.- Auf Nachfrage ist auch das ganz normal für eine Sinn. Ich meine eine vollständige Revision bzw. ein großes Teiletauschen alle 4-5 Jahre.
An der Stelle bin ich ausgestiegen und hab die Uhr unrepariert zurückschicken lassen. Sie kam unangetastet daher. Offensichtlich genügt für Diagnose und Angebot bei Sinn eine Email vom Kunden. Kaufmännisch ist es natürlich nachvollziehbar lieber alles auszutauschen als nach einem Fehler zu suchen.
Conclusio:
- Ich bin offensichtlich der falsche Nutzer für dieses Konstrukt.
- Als Instrument ist die Uhr FÜR MICH nicht zu gebrauchen. Dazu ist DIESES Exemplar weder genau genug noch haltbar.
- Die gesammelten Sinn "Technologien" bewirkten dass die Uhr IN MEINEM FALL nicht mal halb so lange hält wie ein Markenprodukt mit demselben Basis-Werk (dem evtl. mehr Zuwendung geschenkt wurde nachdem es in Schaffhausen eingelangte).
- Der Mehrwert von AR TT scheint MIR fragwürdig, selbst unter verschiedensten Klimabedingungen, über- wie unter-, Süß- wie Salzwasser haben Nr. 1 und Nr. 2 keinen Rost im Werk angesetzt oder sind beschlagen. Die Leistungsfähigkeit moderner synthetischer Öle ist m.E. ausreichend und muss nicht durch Schutzgas verbessert werden.
- Diapal führt offensichtlich zu keiner Verbesserung der Zuverlässigkeit. Laut Sinn (schriftlich) besteht da auch kein Zusammenhang. Vielleicht verstehen wir unter verbesserter Zuverlässigkeit einfach unterschiedliche Dinge. Die Paletten sind (wie auch geschrieben steht) nicht DIAmant sondern genau so polyrubinfarben wie alle anderen auch. Da man die NAnotechnik ja per se nicht sehen kann muss man raten. Vielleicht ist der Ersatz für die Diamantpaletten ersetzt ja sowas wie die Antischmutzanhaftungsspray-Technik für die Frontscheibe im Auto? Mir scheint Öl ist Öl und Adhäsion hält selbiges lange genug an Ort und Stelle.
- Eine Wertsteigerung (Nr. 1 hat da so ca. 400% zu bieten ohne Äpfel mit Kronen vergleichen zu wollen) gibt es bei diesem Modell nicht. Ganz im Gegenteil. Daher lohnt sich die Investition FÜR MICH nicht.
Habe die Ehre